China, Afrika und der Westen

China boomt, wenngleich nicht mehr so ungebremst wie in den vergangenen Jahren. Es sind vor allem drei Entwicklungen, die den Regierenden in Peking Sorgen bereiten:

 

Gembremstes Wachstum

 

Erstens verschlechtert sich das Wirtschaftsklima in China selbst. Einzelhandelsumsatz, Industrieproduktion und Investitionen enttäuschen. Die jüngsten Bemühungen der chinesischen Regierung, die Konjunktur durch Finanzspritzen wieder anzukurbeln, könnten auf Kosten der Stabilität gehen.

 

Skepsis in der EU

 

Zweitens hat sich die Stimmung in der EU gegenüber China deutlich abgekühlt. Das erstaunt zunächst, leiden doch sowohl Europa als auch China unter dem Trumpschen Unilateralismus. Die Skepsis gegenüber China als Verteidiger einer offenen Weltwirtschaft scheint jedoch vor dem Hintergrund der recht eingeschränkten Möglichkeiten ausländischer Unternehmen in China durchaus berechtigt. Stellvertretend für die Trendwende kann die Politik Deutschlands gelten. Der Einstieg chinesischer Investoren beim Netzbetreiber 50Hertz wurde von der Bundesregierung vereitelt. Ebenso verhinderte Deutschland die Übernahme des Maschinenbauers Leifeld Metal Spinning AG. Berlin will die Hürden für Übernahmen aus China weiter erhöhen. Aber auch die neue Allianz zwischen China und Russland erscheint brüchig. Hinzu treten mögliche finanzielle Probleme mancher chinesischen Investoren. Zuletzt gab es Gerüchte um einen Ausstieg des chinesischen Großinvestor HNA bei der Deutschen Bank.

 

Die Last der US-Zölle

 

Drittens blickt die Welt gebannt auf die Auseinandersetzungen zwischen China und den USA. Neben den geopolitischen Friktionen, die sich am Wettbewerb der beiden Kontrahenten in Südostasien entzünden, ist es vor allem der Zollstreit, in dem sich deutlich wie selten die Konkurrenz der beiden Länder manifestiert. Die bislang verhängten Strafzölle auf Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar und Schutzzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte konnten das Handelsdefizit der USA mit China bislang nicht reduzieren. Im Gegenteil: Das Ungleichgewicht hat sich auf 31 Milliarden Dollar weiter erhöht. Die Exporte chinesischer Unternehmen stiegen vor allem wegen der Furcht vor zusätzlichen US-Zöllen weiter an. Die chinesische Regierung stützt exportierende Firmen durch Steuerentlastungen. Trump kündigte demgegenüber weitere Strafmaßnahmen auf Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar (und eventuell nochmals 267 Milliarden Dollar in einem weiteren Schritt) an.

 

Ausweg Afrika?

 

Auswege aus dieser dreifachen Krise scheint neutrales Gebiet zu eröffnen. Mit Afrika hat China ein neues Wirkungsfeld entdeckt. Der Kontinent ist für Peking als Rohstofflieferant, Absatzmarkt für Massenprodukte und zentrales Bindeglied der sogenannten neuen Seidenstraße von hoher strategischer Bedeutung. China sucht ausgewählte Staaten durch finanzielle Förderung und ein ganzes Paket von Kooperationsangebot enger an sich zu binden. Bis zu 60 Milliarden Dollar will sich das Peking kosten lassen. Die gleiche Summe wurde bereits vor drei Jahren investiert. Die bisherigen Investitionen summieren sich auf rund 170 Milliarden Dollar. So entstanden nicht nur Häfen, Flughäfen, Kraftwerke, Straßen und Eisenbahnlinien.

 

China als Vorbild?

 

Auch sprießte in Dschibuti der erste chinesische Militärstützpunkt außerhalb Chinas aus dem Boden – offiziell um Chinas UN-Blauhelmmissionen zu unterstützen. Dies verweist auf die andere Dimension des Engagements und weckt in Afrika Erinnerungen an das 19. Jahrhundert. Auch damals folgten den wirtschaftlichen allzu schnell militärische Interessen, fanden sich afrikanische Herrscher im zu seltenen, noch besten Falle in Einflusssphären eingezwängt. Ob es soweit kommt, ist nicht sicher. Allerdings wird in China bereits offen der Schutz der Handels- und Versorgungswege durch eine global operierende Marine diskutiert. China ist Afrikas Hauptwaffenlieferant. Und auch der Vorwurf gegenüber China, in Afrika eine „Schuldenfallen-Politik“ zu betreiben, steht im Raum. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass China für viele Afrikaner ein Vorbild ist – ein Land, dem es in zwei Generationen gelang, aus dem Entwicklungsstadium in die weltpolitische Elite aufzusteigen.

 

Nicht mehr nur Ost und West

 

Kostbar ist jedenfalls die politische Unterstützung der afrikanischen Staaten für die umstrittenen territorialen Ansprüche Chinas im Südchinesischen Meer. Die Wirtschaftswelt ist bereits weitaus komplizierter als eine einfache Konfrontation zwischen EU, USA und China.

 

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