Korruption vervielfacht Beamten-Einkommen

14. Jul 2024

Unlautere hochrangige Beamte in China nehmen durchschnittlich die acht- bis vierzehnfache Summe ihres regulären Gehalts durch Korruption ein. Insbesondere bei Beamtinnen und Beamten mit bereits hohem Einkommen ist Korruption weit verbreitet und hat massive Auswirkungen auf deren Einnahmen. Regulär gehören nur sieben Prozent der korrupten Beamten/-innen zum obersten Einkommens-Prozent im städtischen China. Rechnet man das illegale Einkommen hinzu, wären es aber 91 Prozent dieser Gruppe. Die bereits ergriffenen weitreichenden Maßnahmen Chinas mit 3,7 Millionen Bestrafungen hemmen Korruption allerdings systematisch. Dies zeigt eine Studie von ZEW Mannheim und City University of New York, die erstmals die finanziellen Vorteile von Korruption für die einzelnen Täter/innen auf Basis von Daten der Zentralen Disziplinarkommission der Kommunistischen Partei untersucht.

Korruption ist in China ein Phänomen der obersten Einkommensklassen, deren Einnahmen sich dadurch drastisch erhöhen. „Nach unserer Berechnung steigern sie ihr Einkommen illegal um das Acht- bis Vierzehnfache. Korruption erlaubt es ihnen, in der Einkommensverteilung ganz nach oben aufzusteigen“, erläutert Li Yang, PhD, Ko-Autor der Studie und Wissenschaftler in der ZEW-Forschungsgruppe „Ungleichheit und Verteilungspolitik“.

 

Welche Beamteninnen und Beamten sind korrupt?

 

Die Analyse zeigt, dass Korruption mit steigendem Bildungsniveau, Hierarchieebene und Mitgliedschaftsdauer in der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) zunimmt. Ebenfalls im Zusammenhang mit potenzieller Korruption steht der Zeitpunkt, wann die Mitgliedschaft in der KPCh begonnen hatte. Beamtinnen und Beamte, die nach 1978 und insbesondere nach 1992 der KPCh beitraten, sind in wesentlich größerem Ausmaß korrupt. Korruption findet dagegen unabhängig von Alter, Geschlecht und Region statt.

„Mit den Wirtschaftsreformen Ende der 1970er-Jahre und mit der Einführung der Marktwirtschaft 1992 wurde die Korruption in China zunehmend sichtbar. Da Wachstum oberste Priorität für die chinesische Führung hatte, trat die Bekämpfung der Korruption in den letzten vier Jahrzehnten in den Hintergrund. In der Zwischenzeit hat die wohl auch durch Korruption angeschürte Ungleichheit ebenfalls erheblich zugenommen“, erläutert Yang.

 So wurde Korruption bis zum Jahr 2012 zur größten Herausforderung der KPCh. Angetrieben von dieser Wahrnehmung wurde eine weitreichende Anti-Korruptionskampagne gestartet. Von 2012 bis Mai 2021 wurde gegen vier Millionen Kadermitglieder und Funktionäre/-innen ermittelt, von denen 3,7 Millionen von der Zentralen Disziplinarkommission der KPCh (CCDI) bestraft wurden.

„Es wird immer wieder darüber diskutiert, ob die Anti-Korruptionskampagne eine aufrichtige Maßnahme ist oder ob sie politische Motive beinhaltet, um die Macht von Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping zu stärken. Ich gehe jedoch davon aus, dass es sich um authentische Bemühungen handelt. Die Maßnahmen haben die Anreize für Einzelpersonen, politische Einrichtungen und staatliche Unternehmen so verändert, dass sie die Wahrscheinlichkeit von Korruption verringern und die strukturellen Hindernisse der Korruptionsbekämpfung beseitigen“, schätzt Yang.

 

Erstmals umfassender Korruptions-Datensatz

 

Die Studie untersucht die Zusammenhänge, unter denen Korruption in China stattfindet und schätzt ihre Auswirkungen sowohl auf die Ungleichheit im Land als auch auf die Einkommen der korrupten Beamteninnen und Beamten. Erstmals kann dadurch der Einfluss von Korruption auf die Einkommensverteilung geschätzt werden. Die Berechnung basiert auf einem Datensatz mit 1.451 Verurteilungen wegen Korruption zwischen 2012 und 2021. Die Daten stammen von der CCDI, die seit 2012 Zwischenstände von Korruptionsfällen mit hochrangigen Beamteninnen und Beamten laufend aktualisiert, um damit Ergebnisse der politischen Korruptions-Bekämpfungsmaßnahmen aufzuzeigen. Die Studienautoren kombinieren erstmals systematisch relevante Informationen von der CCDI-Website, um einen umfassenden Korruptionsdatensatz zu erstellen. Für 686 Fälle konnten die Forschenden vollständige Personenprofile rekonstruieren. Die Studie wurde im renommierten European Journal of Political Economy veröffentlicht.

 

Die Studie steht hier zum Download bereit.

 

Quelle: ZEW

 

 

Beitragsbild: pixabay.com