EZB: „Ein klassischer Zielkonflikt“

17. Mrz 2023

Trotz der Börsenturbulenzen nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) und den akuten Schwierigkeiten der Credit Suisse hat der EZB-Rat eine weitere Zinserhöhung beschlossen. Wie angekündigt, beträgt die sechste Zinserhöhung seit Juli letzten Jahres erneut 50 Basispunkte. Damit befindet sich der Zins für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte der Banken jetzt bei 3,5 Prozent. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu:

„Fed und EZB mussten immer damit rechnen, dass die konsequenten Zinserhöhungen negative Nebenwirkungen für die Finanzmärkte haben können. Die Zentralbanken dürfen aber nicht übersehen, dass auch eine sich verfestigende Inflation ganz erhebliche Stabilitätsrisiken mit sich bringt. Insofern besteht ein klassischer Zielkonflikt: Eine entschlossene Inflationsbekämpfung ist nicht zum Nulltarif zu bekommen. Genau davor haben Kritiker der jahrelangen Nullzinspolitik ja immer gewarnt. Mit den Turbulenzen um SVB und Credit Suisse zeigt sich jetzt deutlich, unter welchen Stress die Zinserhöhungen den Bankensektor setzen. Kommt es zu einer umfassenden Bankenkrise, dann wird auch die EZB ihren Zinserhöhungskurs abbrechen müssen. Dennoch ist es richtig, dass die EZB heute noch einmal einen großen Zinsschritt gemacht hat. Alles andere wäre ein Zeichen der Panik gewesen und hätte die Verunsicherung noch vergrößert.“

 

Quelle: ZEW

 

 

Beitragsbild: pixabay.com