„EZB-Rat tappt im Dunkeln“

3. Feb 2023

Der EZB-Rat hat eine weitere Zinserhöhung beschlossen. Wie erwartet beträgt die fünfte Zinserhöhung seit Juli letzten Jahres 50 Basispunkte. Damit steigt der Zins für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte der Banken auf jetzt 3,0 Prozent. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu:

„Der in den kommenden Monaten zu erwartende Rückgang der Euro-Inflationsrate ist eine Folge der nicht weiter steigenden Energiepreise und der staatlichen Entlastungen. Hingegen bleibt die an der Kerninflation gemessene breite Inflationsdynamik weit über dem EZB-Inflationsziel. Der EZB-Rat tappt derzeit im Dunkeln, wann mit einem nennenswerten Rückgang der Kerninflation zu rechnen ist. Er musste in den letzten zwei Jahren lernen, wie schlecht sich die Inflation jenseits eines Zeithorizonts von einem Jahr prognostizieren lässt. Es ist daher nur folgerichtig, dass die derzeitige Mehrheit im EZB-Rat erst einen substanziellen Rückgang in der Kernrate sehen will, bevor die Zinserhöhungen zum Ende kommen. Einzig die Vertreter Italiens und Griechenlands im EZB-Rat haben sich in den letzten Wochen für eine wieder abwartende Haltung bei den Zinsen ausgesprochen. Dass sich ausgerechnet die Vertreter der hoch verschuldeten Staaten jetzt schon wieder so positionieren, ist nicht gut für das Ringen der EZB um neue geldpolitische Reputation. Hier pochen ganz offensichtlich die Finanzminister mit ihrem Interesse an günstigen Finanzierungskonditionen an der Tür des EZB-Rats.“

 

Quelle: ZEW

 

 

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