Fraunhofer erforscht KI-Zertifizierung

Fraunhofer IAIS und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI starten eine strategische Kooperation zur Entwicklung von Prüfverfahren für die Zertifizierung von KI-Systemen. Das BSI und das Fraunhofer IAIS haben nun eine Kooperationsvereinbarung für die gemeinsame Entwicklung von Prüfverfahren unterzeichnet. Die Kooperation ermöglicht die intensive Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten, um technische Produkt- und Prozessprüfungen von KI-Systemen in der Wirtschaft zu etablieren. Ziel der Zusammenarbeit ist es, Prüfverfahren zu entwickeln, die als Basis für technische Standards und Normen dienen können. Dazu arbeiten die Kooperationspartner mit zahlreichen Partnern aus Deutschland und Europa zusammen.

 

Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie

 

Künstliche Intelligenz (KI) ist eine wichtige Schlüsseltechnologie der Gegenwart. Intelligente Systeme können in nahezu allen Lebensbereichen zum Einsatz kommen und sind schon heute in der Lage, viele Aufgaben schneller und zuverlässiger zu erledigen als der Mensch. Damit Unternehmen mit dem Einsatz von KI entscheidende Wettbewerbsvorteile erzielen können, sollten KI-Systeme vertrauenswürdig sein und verlässlich funktionieren. Dazu braucht es prüfbare technische Standards und Normen, die eine neutrale Bewertung der Systeme ermöglichen und die auch Anwendenden sowie Verbrauchern Auskunft über zugesicherte Eigenschaften von KI-Technologien geben.

„Das Fraunhofer IAIS legt großen Wert auf die Entwicklung vertrauenswürdiger KI-Lösungen und hat über die letzten Jahre seinen Forschungsschwerpunkt zur KI-Absicherung kontinuierlich ausgebaut. Mit der Erarbeitung unserer Prüfverfahren im Hinblick auf eine KI-Zertifizierung schaffen wir verlässliche Standards für die Entwicklung und Bewertung von KI-Systemen. Bereits im kommenden Jahr werden wir erste Prüfungen mit Unternehmen durchführen“, sagt Prof. Dr. Stefan Wrobel, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS, Sankt Augustin.

 

Praxistauglichkeit und Marktfähigkeit

 

Bei der Weiterentwicklung der Prüfverfahren sollen Praxistauglichkeit und Marktfähig­keit in enger Abstimmung mit der Wirtschaft weiter verbessert werden. Dazu startet Anfang 2021 ein großes Projekt, das vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Kompetenzplattform KI.NRW gefördert wird. In dem Projekt arbeiten renommierte Partner aus Forschung und Anwendung zusammen, darunter die Universität Bonn, die Universität zu Köln, die RWTH Aachen, das Deutsche Institut für Normung DIN sowie zahlreiche DAX-30- und weitere Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen wie Telekommunikation, Banken, Versicherungen, Chemie, und Handel. In branchen- und technologiebezogenen Anwenderkreisen definieren die Beteiligten konkrete Bedarfe, legen Kriterien und Maßstäbe für eine Prüfung in der Praxis fest und führen Pilotprüfungen durch. Mit diesem breiten Beteiligungsprozess wird sichergestellt, dass sich die Verfahren zu allgemein akzeptierten Standards für KI-Systeme und deren Überprüfung entwickeln und gleichzeitig durch rechtliche, ethische und philosophische Betrachtungen flankiert werden.

 

Vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz

 

Wichtige Grundlagen für die Entwicklung einer KI-Zertifizierung haben die Expertinnen und Experten des Fraunhofer IAIS bereits im vergangenen Jahr im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes mit Wissenschaftlern aus den Bereichen Informatik, Recht und Philosophie geschaffen, die die zentralen Handlungsfelder identifiziert und erste Leitplanken für die Entwicklung eines Prüfkatalogs zur Zertifizierung von KI-Systemen formuliert haben. Die Ergebnisse wurden 2019 in dem Whitepaper „Vertrauenswürdiger Einsatz von Künstlicher Intelligenz“  publiziert.

 

Quelle: Fraunhofer IAIS

 

 

Beitragsbild: Im Beisein von NRW-Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (Mitte) haben BSI-Präsident Arne Schönbohm (rechts) und Prof. Dr. Stefan Wrobel, Leiter des Fraunhofer IAIS, eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet; Foto: MWIDE/M. Hermenau.