Gründerstadt Heidelberg

Heidelberg boomt

 

Heidelberg boomt. Die Neckarstadt verzeichnete in den vergangenen Jahren ein starkes Bevölkerungswachstum, das ungebrochen anhält. Mit der Bahnstadt entsteht ein neuer Stadtteil, die Planungen für die Gestaltung der Konversionsflächen schreiten voran. Kürzlich wurde für ein erstes Gebäude des Heidelberg Innovation Park auf den Patton Baracks das Richtfest gefeiert. Im Business Development Center Organic Electronics sollen junge Hochtechnologie-Unternehmen mit Hilfe erfahrener Mentoren ihre Geschäftsideen weiterentwickeln.

 

Städtebauliche Grundlagen

 

Das Beispiel Heidelberg zeigt deutlich, dass Städtebau und Unternehmensgründungen heute eng vernetzt sind. Es ist nicht mehr ausreichend, nur Gewerbegebiete auszuweisen. Gründungen finden heute in einem facettenreichen Umfeld statt. Entsprechend hat sich die Stadtplanung von den monostrukturierten Entwicklungsmodellen der 1970er- bis 1990er bereits weitgehend entfernt. Die klassische mitteleuropäische Stadt ist heute bunt durchmischt mit einem attraktiven und kreativen Gewerbe.

Die Herausforderung besteht darin, diese große Bandbreite zu adressieren und verschiedene Orte bereitzustellen, die unterschiedlichen Rahmenbedingungen für jeden einzelnen Unternehmer bieten: An einer Stelle ist ein zentraler und attraktiver Ort gefragt, der dann aber auch einen gewissen Preis mit sich bringt. Andere brauchen besonders preisgünstige Wirkungsstätten, wollen aber trotzdem nicht an die Peripherie gedrängt werden. Hier bietet sich das Modell Zwischennutzung an. Wieder andere benötigen vielleicht größere Areale, eine gute Infrastruktur und ein besonders zukunftsgewandtes Milieu. Dort schlägt die Stunde von Innovationsparks.

Eine Stadt muss heute über ein schlüssiges Gesamtkonzept verfügen, um Gründungen intelligent in die planerische Gestaltung zu integrieren. Nur so kann eine Kommune jene Attraktivität entwickeln, die es braucht, um innovative Unternehmen anzuziehen. Und das ist dringen notwendig, denn Start-ups sind für Städte außerordentlich wichtig. Sie erhöhen nicht nur das Prestige einer Kommune – die drei Adelstitel modernen Stadtmarketings sind „familienfreundlich“, „fahrradfreundlich“ und „gründerfreundlich“. Start-ups schaffen auch attraktive, zukunftsorientierte Arbeitsplätze. Die Arbeitsplatzversorgung ist für eine Stadt ein wesentlicher Standortfaktor und über die Gewerbesteuer eine der bedeutendsten Säulen der kommunalen Finanzierung.

 

Im Wettbewerb

 

Sicherlich ist es für Kommunen jedoch nicht einfach, sich im gegenseitigen Wettbewerb mit einem eigenen Profil durchzusetzen. Dies gilt umso mehr für die großen Gründerregionen, wie wiederum das Beispiel Heidelberg zeigt. Der Großraum zwischen Frankfurt, Stuttgart und Karlsruhe verfügt nicht nur mit dem KIT und der TU Darmstadt über herausragende Innovationstreiber, sondern mit Mannheim auch über eine weitere bedeutende Gründerstadt. Heidelberg sucht sich zwischen den Schwergewichten der Region zu positionieren.

Die Stadt verfügt über wichtige Standortfaktoren: Die Wissenschaftslandschaft ist breit aufgestellt, Gründerinnen und Gründer finden zahlreiche Möglichkeiten, sich auszutauschen, sei es auf den Gründertagen, sei es durch die Wirtschaftsförderung oder das Angebot der Handels- und Handwerkskammern. Stark ist Heidelberg jedoch vor allem im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist die Kreativwirtschaft in Heidelberg mittlerweile ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit über 2.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Der Wert dieser Sparte geht jedoch noch weiter: Die Kultur- und Kreativwirtschaft dient als wichtiger Motor für jene Gründungen, die sich in die Nischen trauen. Das erfordert viel Mut, spendet aber auch Zuversicht für andere Unternehmer.

 

Notwendige Maßnahmen

 

Wie für viele andere Kommunen auch stellt sich in Heidelberg die Frage, wie bürokratische Hürden abgesenkt und die Freude am Unternehmertum gestärkt werden kann. Heidelberg hat mitunter noch den Ruf, eine konservative Stadt zu sein, in der manche Dinge langsam, vielleicht auch behäbig und mühsam vorangehen. Hier gilt es, Hemmnisse zu beseitigen, gute Rahmenbedingungen an Orten mit ganz unterschiedlicher Ausprägung zur Verfügung zu stellen und die jeweilige Zielgruppe zu erreichen.

Die Kommunikation klappt: In Zusammenarbeit mit den Heidelberg Startup Partners entwickelte die Stabsstelle Kultur- und Kreativwirtschaft neue Formate um Begegnungen und Austausch in der Gründungsszene zu ermöglichen. Auch für die Stadt selbst ist die Kommunikation wichtig: Nur so können die politisch Verantwortlichen erfahren, wo der Schuh drückt und was zu beachten ist, wenn weitere Angebote zur Verfügung gestellt werden.

 

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