Projekt SofDCar will das Auto der Zukunft schaffen

Die IT im Auto kommt einem Orchester gleich, zu dem immer mehr Musiker stoßen. Fachleute aus Industrie und Wissenschaft wollen nun gemeinsam standardisierte Regeln und Prozesse schaffen, damit die elektronischen Mitspieler im Fahrzeug nicht aus dem Takt kommen. Denn nur ein konzertiertes Zusammenspiel aller ist die Voraussetzung, dass neue Funktionen im und um das Fahrzeug künftig schneller entwickelt werden und sicher zu den Autofahrern kommen – ein Fahrzeugleben lang. Daran arbeiten seit August 2021 insgesamt 13 Unternehmen und Forschungseinrichtungen im öffentlich geförderten Projekt „Software-Defined Car“ (kurz: SofDCar). „Mit einer neuen Sicht auf Software und Daten legen wir die Grundlagen für sehr viel mehr Flexibilität im Umgang mit neuen Funktionen und Daten rund um moderne Fahrzeuge“, sagt Dr. Andreas Westendorf. Er leitet das Projekt beim Konsortialführer Bosch. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit 43 Millionen Euro gefördert.

Zu den Projektpartnern aus der Industrie zählen BooleWorks GmbH, ETAS GmbH, Mercedes-Benz AG, P3 digital services GmbH, T-Systems International GmbH, Vector Informatik GmbH, ZF Friedrichshafen AG sowie als assoziierter Partner die Landesagentur e-mobil BW GmbH. Zudem beteiligen sich mit der Universität Stuttgart, dem Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS), dem FZI Forschungszentrum Informatik und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) namhafte wissenschaftliche Einrichtungen.

 

SofDCar will Datenkomplexität beherrschbar machen

 

In aktuellen Fahrzeugen sind heute teilweise über 100 Steuergeräte verbaut. Die hohe Komplexität der elektrischen und elektronischen Systeme und ihrer Architektur nimmt künftig jedoch weiter zu, muss gleichzeitig aber beherrschbar bleiben. Nur so ist es in Zukunft möglich, dass Fahrzeugfunktionen über den gesamten Lebenszyklus eines Autos hinweg – immerhin bis zu 20 Jahre – jederzeit aktualisierbar und damit sicher bleiben. Ein Regelwerk für die reibungslose Zusammenarbeit der verschiedenen elektronischen Komponenten und Systeme im Auto wird daher mehr denn je gebraucht. Ziel des Projekts „SofDCar“ ist es, dass künftig alle Software-Updates und -Upgrades Regeln und Prozessen folgen, durch die sie kontrollierbar sind und dem Einsatz einer konsequenten Methodik für funktionale und IT-Sicherheit unterliegen. Das stellt sicher, dass sich einzelne Programme nicht gegenseitig stören und im System fehlerfrei arbeiten. „Das Projekt „SofDCar“ hat die Aufgabe übernommen, den IT-Dschungel im Auto zu kartographieren. Unser Ziel ist es, die Prozesse für die Erstellung und Wartung von Software für die Fahrzeugdomäne über moderne, firmenübergreifende Entwicklungstoolketten und DevOps-Methoden grundlegend zu ordnen“, erklärt Westendorf. Das ermöglicht komplexere Funktionen und Sicherheitsmethoden, die beispielsweise auch für das automatisierte Fahren erforderlich sind.

 

Ein neuer Digitaler Zwilling für die Fahrzeugarchitektur der Zukunft

 

Teil des Projekts ist die Entwicklung eines erweiterten Digitalen Zwillings, also eines virtuellen Abbilds der Entwicklungs- und Laufzeitdaten eines Fahrzeugs. Dieser Zwilling umfasst künftig die im Fahrzeug und in der Cloud verteilten Daten – von der Herstellung eines Fahrzeugs bis zu seiner Verschrottung. Damit geht dieser deutlich über das bisher unter dem Begriff Digitaler Zwilling gefasste Bild hinaus, da er erstmals den gesamten Lebenszyklus eines modernen Fahrzeugs umfasst und auch die Domänen Cloud, Apps, Backend- sowie Entwicklungssysteme einschließt. Das Projekt will damit sicherstellen, dass sich der Informationsfluss von Fahrzeugdaten und Softwareversionen wie ein roter Faden durch alle Datenbanken und Server zieht. Aktualisierungen der Software und neue digitale Funktionen und Dienste lassen sich somit zu jeder Zeit einfacher und vor allem schneller umsetzen. „Der digitale Zwilling ist der IT-optimierte Partner des Autos und erweitert es dadurch zu einem modernen elektronischen Gerät in der Cloud“, sagt Westendorf.

 

Quelle: Bosch

 

 

Beitragsbild: Bosch