Über Geld nachdenken

9. Aug 2022

Was unterscheidet ein gutes Buch von einem sehr guten Buch? Das gute Buch liest man mit Gewinn. Von dem sehr guten Buch erzählt man seinen Freunden. Nikolaus Braun hat ein sehr gutes Buch geschrieben.

„Über Geld nachdenken“ – der Titel ist Ausgangspunkt einer großen Tour rund um die Geldanlage, zu der Vermögensverwalter und Honorarberater Nikolaus Braun den Leser einlädt. Da sind zunächst die Grundlagen, die es zu klären gilt: Die Frage, was Geld überhaupt ist, welche Bedeutung es für den Leser hat und wie der Leser lernt, über Geld zu sprechen. Einfach ist das nämlich – gerade in Deutschland – nicht.

Geld prägt die Beziehungen über Generationen, zwischen Eltern und Kindern, Männern und Frauen, zwischen Bekannten und Verwandten. Das reicht von den knausrigen Eltern, die dem Sohn die Verachtung für „Verschwendung“ einimpfen bis zum Firmenpatriarchen, der in seinem Testament nicht nur das Erbe regelt, sondern über den Tod hinaus durch detaillierte Vorschriften zur Lebensgestaltung autokratisch Macht ausübt. Die zentrale Erkenntnis lautet: Geld kann ein freies, selbstbestimmtes Leben ermöglichen oder einen goldenen Käfig schmieden.

Der Autor kennt sich aus. Mit dem Humor des erfahrenen Beraters schildert Braun anhand anonymisierter Beispiele, was Menschen mit Geld machen oder Geld mit Menschen macht. Ein erstes Antidot gegen monetäre Unfreiheit ist die Gelassenheit, die sich aus dem Wissen um Spielregeln, grobe Fehler – vor allem Gier und Angst – und die eigene Person speist. So wird das nosce te ipsum zum pecunia non olet: Will man, dass das Geld nicht zu stinken beginnt, muss man sich selbst (er)kennen.

Mit diesem Wissen im Gepäck geht es ans Eingemachte: Kapitalanlage, Vermögensaufbau und Absicherung. Hier gelte, so Braun: „Einfachheit schlägt Komplexität“. Er bietet nicht nur den Bauplan zum einfachsten Portfolio der Welt, sondern gibt auch Tipps zu Immobilien (kurz gesagt: mehr Last als Gewinn), zu Lebens- und Rentenversicherungen (Finger weg!) und zu Eheverträgen (Es kommt halt darauf an…).

Ein letztes Kapitel widmet sich der Frage, die sich Anlegerinnen und Anleger zu selten stellen: Wie gebe ich das Geld auch wieder aus? Wenn Zeit Geld ist, ist Geld nämlich auch wieder (angenehme Lebens-)Zeit. Sonst spart man sich nur zu Tode. Um diese Erkenntnis fruchtbar zu machen, gilt es den Vermögensabbau nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu planen und zu kontrollieren. So kann durchaus Freude darin bestehen, zu gestalten statt zu besitzen, zu teilen und das Erarbeitete auch zu genießen und nicht (nur) zu vererben.

Was macht das Buch von Nikolaus Braun zu einem sehr guten Buch, über das man seinen Freunden erzählt? Es ist die Kombination aus philosophischem Ansatz und praktischem Zugriff, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Humor. Dieses Buch ist nicht nur ein Vademecum. Es ist ein Freund, der rät, ohne zu belehren, der Grundregeln erklärt, ohne Vorschriften zu machen und der zugleich Esprit-geladen für Unterhaltung sorgt. Eine ideale Lektüre zum Thema Geld und Vermögensbildung, die man nicht nur an einem Wochenende daheim, sondern auch im Urlaub gerne liest. Und am ersten Werktag danach weiß, was zu tun ist, um die Früchte der Arbeit zu genießen.

 

Nikolaus Braun, Über Geld nachdenken. Klug entscheiden, gelassen bleiben, Lebensqualität gewinnen, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2021.

 

 

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