Bosch nimmt erstes 5G-Campusnetz in Betrieb

Bosch nimmt sein erstes 5G-Campusnetz in Betrieb. Im Industrie-4.0-Leitwerk in Stuttgart-Feuerbach will das Unternehmen künftig unter Voraussetzungen produzieren, die es bislang so nicht gab: Daten werden mit ultrahoher Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit übertragen. Maschinen reagieren nahezu verzögerungsfrei. Kritische Anwendungen, die absolute Präzision und Sicherheit erfordern, lassen sich erstmals drahtlos realisieren. Mensch und Maschine kooperieren jederzeit sicher und barrierefrei. „Wir stärken mit 5G unsere Wettbewerbsfähigkeit und schöpfen das Potential von Industrie 4.0 noch besser aus“, erklärt Bosch-Geschäftsführer und CDO/CTO Dr. Michael Bolle. „5G werden wir nach und nach in unseren rund 250 Werken weltweit einsetzen.“ In den kommenden Monaten baut Bosch weitere 5G-Netze auf, zum Beispiel am Forschungscampus in Renningen. Zudem entwickelt das Unternehmen 5G-fähige Produkte und bringt erste Lösungen für den industriellen Einsatz auf den Markt.

 

Stuttgart-Feuerbach übernimmt 5G-Pionierrolle

 

Das ActiveShuttle bewegt sich mühelos und autonom durch die Produktion, weicht Menschen und Fahrzeugen aus, umfährt Lagerboxen, steuert zielgerichtet auf die Fertigungslinie zu, stoppt ab, entlädt das Transportgut und macht sich wieder auf den Weg. Im Bosch-Werk in Stuttgart-Feuerbach werden 5G-Anwendungen, wie der flächendeckende Einsatz autonomer Transportsysteme, Realität. „Campusnetze sind ein wichtiger Baustein für Industrie 4.0“, sagt Bolle. Ein entscheidendes Merkmal: durchgängige Funkabdeckung ohne Unterbrechungen. Dabei lässt sich das Netzwerk passgenau optimieren, wie es für anspruchsvolle industrielle Anwendungen erforderlich ist. Im Campusnetz in Feuerbach sorgen acht sogenannte „Small Cells“, kleine Basisstationen, für eine gute Ausleuchtung der Produktionshalle auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern. Drahtlos angebundene Maschinen und Anlagen können so in Echtzeit miteinander kommunizieren und Daten innerhalb weniger Millisekunden untereinander austauschen.

 

Campusnetz in bestehende IT-Infrastruktur eingebunden

 

Eingebunden ist das 5G-Netz in die bestehende IT-Infrastruktur und wird fortlaufend überwacht. Das Campusnetz sorgt für ein Höchstmaß an Sicherheit und Unabhängigkeit. „Mit Campusnetzen behalten wir die Kontrolle über das Geschehen in der Fabrik und den Datentransfer nach innen und außen“, erklärt Bolle. Aufgebaut hat Bosch das Netz gemeinsam mit Nokia. Während Bosch Anwendungsfälle definierte, stellte Nokia 5G-Komponenten bereit. Netzplanung, Betrieb und Service verantworten beide Unternehmen gemeinsam. Das Pionierwerk in Feuerbach ist zudem Forum einer außergewöhnlichen Symbiose: Industrie 4.0 kombiniert mit 5G, optimiert mit Künstlicher Intelligenz. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes KICK forschen Bosch, Nokia und weitere Partner daran, Betrieb und Wartung von 5G-Campusnetzen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu vereinfachen.

 

Bosch bringt erste 5G-fähige Produkte auf den Markt

 

Wer auf das Potential des neuen Mobilfunkstandards in Fabriken setzt, benötigt außer 5G-Netzen auch Maschinen, die drahtlos korrespondieren. Weltweit planen 65 Prozent der Industrieunternehmen, 5G innerhalb der ersten zwei Jahre nach Verfügbarkeit einzusetzen, ermittelt Capgemini. „Wir haben eine klare Vision, wie die Fabrik der Zukunft aussehen soll und wie wir unsere Produkte entwickeln müssen, damit sie den Anforderungen gerecht werden. 5G ist eine ‚Sprunginnovation‘, eine Technologie, die den Markt grundlegend verändern wird“, sagt Bosch-Geschäftsführer Rolf Najork, zuständig für die Industrietechnik. Bosch deckt den Bedarf, entwickelt Lösungen. Bereits auf der Hannover Messe 2019 präsentierte das Unternehmen das ActiveShuttle, das sich dank 5G und intelligenter Software problemlos und sicher in die Intralogistik einfügt. Auch in der Steuerungstechnik spielt 5G eine wichtige Rolle. Mit ctrlX Automation hat Bosch Rexroth eine Automatisierungsplattform auf den Markt gebracht, die von Beginn an auf 5G ausgerichtet ist. „Wir gehen neue Wege und heben die Grenzen zwischen Maschinensteuerung, IT und dem Internet der Dinge auf. Unsere neue Steuerungstechnik wird eine Vielzahl von Geräten mit dem neuen Mobilfunkstandard verbinden“, sagt Najork.

 

5G als Motor der Geschäftsentwicklung

 

Nicht nur in der Industrie hält 5G Einzug, auch im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft, der Mobilität oder in der Städteentwicklung. Bis zu 70 Milliarden Geräte sollen 2025 weltweit vernetzt sein, schätzen Experten. Das reicht von Industrierobotern über autonom fahrende Autos bis hin zu Sensoren, die über Nährstoffgehalt oder Feuchtegrad von Ackerböden Auskunft geben. Der neue Mobilfunkstandard leistet einen signifikanten Beitrag und wird zum Wettbewerbsfaktor. „Wir haben 5G aktiv mitgestaltet. Schon 2014 hat Bosch 5G-Forschungsaktivitäten gestartet“, sagt Bolle. So zeigt das Projekt 5G NetMobil, wie das vollvernetzte Fahren erreicht und mit modernen Kommunikationstechnologien sicherer gemacht werden kann. Der internationale Verbund 5G-SMART wiederum untersucht mögliche Auswirkungen von 5G auf die komplexe Halbleiterfertigung. Die Erkenntnisse fließen in die Planungen von 5G-Netzen ein, zum Beispiel im neuen Halbleiterwerk in Dresden. Die Waferfabrik wird von Tag eins an „5G-ready“ sein. Darüber hinaus hat Bosch den Vorsitz in der Initiative 5G-ACIA übernommen, einem Zusammenschluss von mehr als 70 Unternehmen mit dem Ziel, 5G von Beginn an industriefähig zu gestalten. Für Bosch wird 5G zu einem Motor der Geschäftsentwicklung.

 

Quelle: Bosch

 

 

Beitragsbild: Autonome Transportsysteme wie das ActiveShuttle von Bosch Rexroth können mit 5G zuverlässiger eingesetzt werden, um Waren aus den Lagern direkt an die Fertigungslinien zu befördern; Foto: Bosch.