Deutschlandticket führt kaum zum Verzicht aufs Auto

Die Einführung des Deutschlandtickets hat zu einer Erhöhung der Ticket-Abozahlen für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) um 10 Prozent geführt. Aber nur ein Fünftel der Neu-Abonnenten haben bislang gleichzeitig auch ihre Autonutzung reduziert. Das zeigen die Daten des Forschungsprojekts Mobilität.Leben, das durch ein interdisziplinäres Forscher-Team der Technischen Universität München (TUM) am TUM Think Tank organisiert wurde.

Zudem ergeben die in Umfragen und per Smartphone-App erhobenen Daten, dass das im Mai 2023 eingeführte, standardisierte und bundesweit gültige neue ÖPNV-Deutschlandticket besonders wenig Einfluss auf die Autonutzung von Personen hat, die vorher schon im Besitz eines ÖPNV-Abos waren. Sie reduzierten ihre Autonutzung nur um 7 Prozent. Über alle Studienteilnehmer:innen mit Deutschlandticket hinweg stieg der Anteil der Nutzung des ÖV an ihrer Tagesmobilität im Schnitt um 5 bis 7 Prozentpunkte.

Als positiv wertet Dr. Allister Loder, Erstautor der Studie, den Marketingerfolg des Deutschlandtickets für 49 Euro pro Monat: „Erste Ergebnisse zeigen, dass es gelungen ist, das Ansehen des ÖPNV in Deutschland zu heben und Schritte hin zu einem nachhaltigeren Mobilitätssystem anzustoßen“, sagte Loder. „Nun muss aber dringend das ÖPNV-Angebot flächendeckend weiter ausgebaut werden, um noch mehr Menschen auch tatsächlich eine sinnvolle Nutzung des Deutschlandtickets zu ermöglichen.“

 

Endgültige Bewertung des Deutschlandtickets noch offen

 

Eine abschließende Bewertung des zunächst bis 2025 laufenden Deutschlandtickets sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich, betonen die Forschenden. Insbesondere müsse eine Gesamtbilanz gezogen werden zwischen den Kosten für die Steuerzahlenden durch die Subventionierung des Preises von 49 Euro und den eingesparten Folgekosten durch CO2-Reduktion, bessere Lebensqualität gerade in Städten und weiteren möglichen positiven gesellschaftlichen Effekten.

Besonders wertvoll macht das Projekt Mobilität.Leben die Detailschärfe der erhobenen Bewegungs- und Nutzungsdaten. Dadurch können die Wechselwirkungen zwischen Preisveränderungen und Mobilitätsnachfrage mit einer fast ungekannten Auflösung erfasst und analysiert werden. Per Smartphone-App wurden die Daten von 506 Nutzenden an insgesamt 18.222 Personentagen ausgewertet. An den zusätzlichen zwei Online-Umfragen nahmen jeweils 991 Personen teil.

 

Publikation:

 

Allister Loder, Fabienne Cantner, Victoria Dahmen, Klaus Bogenberger: Germany’s Newest Fare: The Deutschlandticket – First Insights on Funding and Travel Behavior Paper submitted for presentation at the 103rd Annual Meeting Transportation Research Board, Washington D.C., January 2024 https://mediatum.ub.tum.de/download/1720096/1720096.pdf

 

Quelle: Technische Universität München

 

 

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