Ein Tag auf der Museumsinsel III

Berlin ist eine Reise wert. Die Metropole hat für jeden etwas zu bieten. Kulturinteressierte sollten sich auf den Weg zur Museumsinsel machen. Sie ist nicht zu verfehlen: Vom Brandenburger Tor aus läuft die Prachtallee „Unter den Linden“ schnurgerade auf das Stadtschloss zu, dann noch kurz nach links abbiegen und schon ist man da. Hier liegen die bedeutendsten Museen der Stadt.

Fortsetzung von Teil II

 

Das Pergamonmuseum

 

Nun ist das Pergamonmuseum an der Reihe. Sein Name ist Programm. Es wurde nämlich bis 1930 gleichsam um den Pergamonaltar herum erbaut. Somit ist das Pergamonmuseum das jüngste der Berliner Museen. Im späten 19. Jahrhundert war der Platz im Alten und Neuen Museum knapp geworden: Ankäufe und Ausgrabungen der Museumsdirektoren Alexander Conze, Theodor Wiegand und Richard Schöne im Mittelmeerraum hatten die Bestände anschwellen lassen. Für eine angemessene Präsentation war kein Platz mehr.

 

Pergamonmuseum, Orpheus-Mosaik; Foto: Stefan Burkhardt

 

Ein Neubau sollte her. Planung und Ausführung des Museums zogen sich Jahrzehnte hin. Neben finanziellen Problemen infolge des Ersten Weltkriegs bereitete auch hier wieder der schlechte Baugrund Probleme. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Pergamonmuseum schwer getroffen. Mit der Wiedervereinigung konnten im Pergamonmuseum Pläne einer Umorganisation der Bestände und die Generalsanierung des Gebäudes in Angriff genommen werden, die bis 2025 dauern sollen.

 

In der Trajaneumshalle; Foto: Stefan Burkhardt

 

Altar und Tor

 

Das Pergamonmuseum beherbergt heute eine ausgesprochen reiche Sammlung antiker und islamischer Kunst. Der Pergamonaltar ist der Höhepunkt des Museums. Im 19. Jahrhundert bemerkte der deutsche Ingenieur Carl Humann die Zerstörung der antiken Ruinen im heutigen türkischen Bergama durch Kalkbrenner: Einer jahrhundertealten Handwerkstradition folgend nutzten sie Marmorkunstwerke als Rohstoff zur Kalkerzeugung.

 

Das Markttor von Milet; Foto: Stefan Burkhardt

 

Dank des Drängens von Humann kamen archäologische Ausgrabungen in Gang. Im Laufe der Grabungen erhielten die Berliner Museen alle Fundstücke durch vertraglich geregelte Fundteilungen oder Ankauf. Die bedeutendsten Stücke waren die Bruchstücke des um 170 vor Christus errichteten Pergamonaltars. Im Pergamonmuseum wurde der Altar in jahrelanger Kleinarbeit zu Teilen in seiner originalen Größe wiederaufgebaut. Ein weiteres Highlight des Museums bietet der Miletsaal mit seinen Architekturrekonstruktionen – unter anderem das Markttor von Milet – sowie Mosaiken – insbesondere das Orpheus-Mosaik – und Skulpturen.

 

Blick in den Miletsaal; Foto: Stefan Burkhardt

 

 

Babylon und Aleppo

 

Neben diesen Höhepunkten bietet das Museum jedoch ebenso weitere bedeutende Sammlungen. Im Vorderasiatischen Museum findet sich die berühmte Rekonstruktion der Prozessionsstraße aus Babylon, die Rekonstruktion eines assyrischen Palastraumes mit den centaurartigen Türhüterfiguren.

 

Das Ischtar-Tor; Foto: Stefan Burkhardt

 

Großartige Exponate findet sich im Museum für Islamische Kunst, etwa die in herrlichen Blautönen gehaltene Gebetsnische aus der Beyhekim-Moschee, die vor Ornamenten überbordende Gebetsnische aus der Maidan-Moschee in Kaschan, die hölzerne Kuppel aus der Alhambra und schließlich die beeindruckende Palastfassade von Mschatta.

 

Türhüter; Foto: Stefan Burkhardt

 

Welchen Wert diese Sammlungen haben, zeigt das Aleppozimmer: Die um 1600 für ein christliches Haus gefertigte Wandvertäfelung mit einzigartigen Malereien wäre heute wahrscheinlich für immer verloren.

 

Gebetsnische aus der Maidan-Moschee

 

Und das nicht nur aufgrund der Zerstörungen Aleppos im jüngsten Syrienkrieg, sondern auch wahrscheinlich bereits viel früher wegen sich wandelnden Zeitgeistes: Im späten 19. Jahrhundert wurden im Zuge der Einführung neuer Wohnungsformen die Holztäfelungen oft verkauft oder entsorgt. 1912 konnte das Museum für Islamische Kunst das heute unschätzbare Kunstwerk der Familie Wakil abkaufen.

 

Das Bode-Museum

 

Wenden wir uns dem Bode-Museum zu. Der Wilhelminische Bau schließt in prominenter Lage am nördlichen Ende der Spreeinsel die Museumslandschaft ab und teilt die Spree in zwei Arme. Im Gegensatz zum Neuen Museum wurde das Bode-Museum bis 2005 faktisch wieder im Originalzustand restauriert. Der gewaltige Bau erinnert eher an ein Schloss als an ein Museum.

 

Treppenhaus, Bode-Museum; Foto: Stefan Burkhardt

 

Wilhelm von Bode entwickelte als Generaldirektor der Berliner Königlichen Museen hier das moderne Museumskonzept der Epocheneinteilung, die das Prinzip einer Unterteilung nach Gemälden, Skulpturen, Mobiliar und Architektur ablöste. Heute beherbergt das Bode-Museum die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst. Sehenswert ist auch das Münzkabinett.

Am Bode-Museum endet nicht nur der Besuch der Museumsinsel, sondern auch ein langer Tag. Zeit für eine Berliner Weiße.

 

Im Bode-Museum; Foto: Stefan Burkhardt

 

Beitragsbild: Stefan Burkhardt