Ein Tag auf der Museumsinsel II

Berlin ist eine Reise wert. Die Metropole hat für jeden etwas zu bieten. Kulturinteressierte sollten sich auf den Weg zur Museumsinsel machen. Sie ist nicht zu verfehlen: Vom Brandenburger Tor aus läuft die Prachtallee „Unter den Linden“ schnurgerade auf das Stadtschloss zu, dann noch kurz nach links abbiegen und schon ist man da. Hier liegen die bedeutendsten Museen der Stadt.

Fortsetzung von Teil I

 

Die Museumsinsel

 

Halten wir uns lieber links, Richtung Museumsinsel. Die Spitze der eigentlich viel größeren Spreeinsel zählt zu bedeutendsten Museumsstandorten der Welt, vergleichbar mit dem British Museum und dem Louvre. Seit über zwei Jahrzehnten wird hier gebaut, um den Kunstschätzen eine angemessene Heimat zu bieten: Nun erstrahlen das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das Bode-Museum und das Pergamonmuseum in neuem Glanz. Letzteres wird allerdings weiter restauriert, der Pergamonaltar ist bis auf weiteres nicht zugänglich.

 

Aufgang Altes Museum; Foto: Stefan Burkhardt

Das Alte Museum

 

Das Alte Museum wurde unter Mitwirkung Wilhelms von Humboldt mit dem Anspruch gegründet, der „ästhetischen Erziehung des Menschen“ zu dienen. Karl Friedrich Schinkel schuf hier einen geradezu idealen Bau des Klassizismus. Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg strahlt mit ihm heute wieder das Spree-Athen.

 

Altes Museum, Rotunde; Foto: Stefan Burkhardt

 

Ein erster Gang sollte in die Rotunde führen, das Berliner Pantheon, das einen guten Zugang zur ursprünglichen Konzeption des Alten Museums bietet. Der Raum ist der einzige, der nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs annähernd originalgetreu wiederhergestellt wurde. Der weitere Gang durch das Museum führt zu Meisterwerken der griechischen, etruskischen und römischen Geschichte.

 

Im Alten Museum; Foto: Stefan Burkhardt

 

Die Bestände gehen bis auf die Sammlung der kurfürstlichen Kunstkammer im 17. Jahrhundert zurück. Herauszuheben ist etwa das Bildnis des Perikles, die Statue des Schauspielers als Silen, die Aphrodite Heyl, die Bronze des Theseus und Minotauros sowie die Bildnisse von Caesar und Kleopatra. Darüber hinaus sind die Mumienporträts zweifellos Höhepunkte des Museums. Sie wirken lebendig wie moderne Fotografien.

 

Schauspieler als Selen; Foto: Stefan Burkhardt

Das Neue Museum

 

Nördlich des Alten Museums wurde unter Friedrich Wilhelm IV. das Neue Museum erbaut. Friedrich August Stüler plante die Ausführung des Baus in einer damals hochmodernen, tragenden Eisenkonstruktion. Auch der Zweck des Hauses war damals neu: Es sollte als begehbares Kompendium der Kulturen von den steinzeitlichen Anfängen bis zur Neuzeit dienen. Großformatige Wandbilder lieferten historische Hintergrundinformationen zu den Epochen und den ausgestellten Stücken.

 

Neues Museum, Griechischer Hof; Foto: Stefan Burkhardt

 

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer getroffen. Die Renovierung erwies sich wegen der schwierigen Bodenverhältnisse des sumpfigen Baugrundes als aufwändig. Der britische Architekt David Chipperfield lieferte jedoch ein Meisterwerk der Rekonstruktion, das den historischen Befund sichert, zugleich aber die geschichtliche Erfahrung sichtbar macht. Deutlich wird seine Philosophie des „behutsamen Weiterbauens“ im Treppenhaus mit seinem Gegensatz von nackten Backsteinwänden und der neuen Betontreppe, die Altes im Neuen evoziert.

 

Neues Museum, Treppe; Foto: Stefan Burkhardt

Nofretete und der Goldhut

 

Nicht nur die Architektur, auch die Exponate des Neuen Museums sind einzigartig: Höhepunkt des Ägyptischen Museums ist sicherlich die Büste der Nofretete. Aber auch darüber hinaus gibt es vieles zu entdecken: Die Lebenswelt des Alten Ägyptens, die Jenseitsvorstellungen und die Herrscherkultur werden anschaulich präsentiert.

 

Sarkophagdeckel des Djehapimu; Foto: Stefan Burkhardt

 

Das Museum für Vor- und Frühgeschichte versammelt nicht nur die in Berlin verbliebenen Funde der Grabungen Heinrich Schliemanns, sondern auch Exponate aus Zypern und den unvergleichlichen Schatzfund aus einer Kiesgrube im pfälzischen Neupotz: Über 1000 Metallobjekte mit einem Gesamtgewicht von 700 Kilogramm wurden wohl bei einem Germaneneinfall in das Römische Reich geplündert und sollten in das sogenannte Freie Germanien gebracht werden. Sie versanken jedoch im Rhein – ob das Boot überladen war oder ein Opfer des römischen Grenzschutzes wurde, ist nicht mehr feststellbar.

 

Schatz von Neupotz; Foto: Stefan Burkhardt

 

Ein weiterer Höhepunkt findet sich im obersten Stockwerk: Der sogenannte Berliner Goldhut: Ein bronzezeitliches Kalendarium in Form eines über 70 Zentimeter hohen Zeremonialhutes, ein bedeutendes Beispiel für das bereits damals weit fortgeschrittene astronomische Wissen dieser Zeit.

Teil III finden Sie hier.

 

Beitragsbild: Stefan Burkhardt