„Hoffnung auf günstige EU-Kredite lösen sich in Luft auf“
Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat beschlossen, die Kreditwürdigkeit Frankreichs herabzustufen. Der Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Heidelberg, Friedrich Heinemann, erklärt dazu:
„Die Herabstufung Frankreichs ist gerechtfertigt. Das Land hat die kräftige Erholung nach der Pandemie nicht genutzt, um die Defizite zurückzuführen. Das Downgrade ist eine sehr schlechte Nachricht für die Eurozone. Unter den großen drei Euro-Ländern verfügt einzig noch Deutschland über eine erstklassige Bonität.
Der Vertrauensverlust in den Schuldner Frankreich schwächt Europa in mehrfacher Hinsicht. Zum einen droht Frankreich in eine Abwärtsspirale aus steigenden Zinsen und Schulden zu geraten und befindet sich hier auf dem Weg Italiens. Zum anderen lösen sich Hoffnungen auf günstige neue EU-Kredite in Luft auf, wenn so ein wichtiger Mitgliedstaat kein absolut zuverlässiger Garant der EU-Schulden mehr ist.
Jetzt liegt viel Verantwortung bei der Europäischen Kommission und der EZB. Die Europäische Kommission muss im Rahmen der reformierten Schuldenregeln Druck auf Frankreich ausüben, um die Konsolidierung einzuleiten. Die EZB darf nicht länger den Anschein erwecken, dass die Geldpolitik sogar unsolide Staaten gegen steigende Renditen ihrer Staatsanleihen absichert.“
Quelle: ZEW
Beitragsbild: pixabay.com