Künstler im AR-Raum

Das ESA BIC Reutlingen hat es sich zur Aufgabe gemacht, jene Start-ups zu fördern, die Geschäftsmodelle für Geoinformationen entwickeln oder einen Bezug zur Weltraumtechnik haben. Bei unserem Treffen in Reutlingen konnten wir eine faszinierende Bandbreite an Gründungen kennenlernen, die wir Ihnen heute und in den nächsten Tagen vorstellen werden. Heute sehen wir Künstlern im AR-Raum bei der Arbeit zu.

 

ZV: Herr Somalingam, was ist die ARtist UG?

SSo: Wir sind die drei Gründer von ARtist, Angela Warnecke, Tobias Kehrein und ich. Seit Juli 2018 sind wir am ESA BIC in Reutlingen. Mit unserer App AR.fx (Augmented Reality Effects) ermöglichen wir es jedem User, mit seinem Smartphone im AR-Raum zu interagieren, zu zeichnen und die eigenen Werke über Social Media zu teilen.

ZV: Und wie funktioniert das genau?

SSo: Wir konvertieren beispielsweise 3D-Objekte in Modelle aus Linien und Punkten. Alleine oder im Multi-Player-Modus können die User unserer App dann die Linien miteinander verbinden und so ihr eigenes Objekt erschaffen. Wir haben auch zusätzlich Gamification-Elemente eingebaut: Die User können auf einer Karte Objekte suchen, finden, sammeln und im AR-Raum anschauen.

Diese Objekte haben einen unterschiedlichen Wert, manche sind häufig zu finden, andere sind sehr selten. Je nach ihrer Häufigkeit erwirbt der User unterschiedlich viele AR-Coins, wenn er die jeweiligen Objekte findet. Mit dieser virtuellen Währung kann er dann wiederum andere Objekte erwerben und in die eigenen AR-Szenen einbauen.

Wir haben die AR in einen öffentlichen und einen privaten Raum unterteilt. Der öffentliche Raum ist für Unternehmen reserviert. Im privaten Teil kann jeder private Nutzer seine Objekte platzieren und zeichnen. Diese Zweiteilung ist nötig, da ansonsten der Überblick verlorengehen würde, wobei jeder Ort auf der Welt durch mehrere User gleichzeitig belegt und über Filter bzw. User-IDs separiert wird.

ZV: Das Zeichnen und Betrachten der 3D-Objekte findet also im Smartphone statt?

SSo: Genau. Dazu ist ein AR-fähiges Smartphone notwendig, das physisch im realen Raum bewegt wird und als Zeichenwerkzeug dient. Mittlerweile gibt es bereits 800 bis 900 Millionen AR-fähige Smartphones. Bis 2020 sollen es bereits zwei Milliarden sein. Darüber hinaus wollen wir unser System auch für Smart Glasses öffnen. Allen gemeinsam ist das Fehlen der adäquaten AR-Inhalte, das wir mittels unseres Ansatzes der User-generierten AR-Inhalte lösen.

ZV: Welche Anwendungsmöglichkeiten für Ihre App gibt es?

SSo: Wir können jeden möglichen Content aus Kultur, Kunst, Unterhaltung usw. realisieren. So ergeben sich unter anderem Anwendungsmöglichkeiten im Bildungssektor. Man kann zum Beispiel im Geometrieunterricht Pyramiden im dreidimensionalen Raum betrachten oder auch nachvollziehen, wie zwei Geraden aussehen, die sich nie berühren.

TK: Wichtig sind auch kommerzielle Anwendungsmöglichkeiten. Gerade das Product-Placement spielt eine große Rolle. Stellen Sie sich vor, ein Automobilkonzern bringt ein neues Fahrzeug auf den Markt. Dann können Nutzer auf der ganzen Welt dank unserer Technologie das neue Modell im Voraus erleben. Der Vorteil unseres Ansatzes ist im Vergleich zu allen konzerneigenen Apps die Größe unserer Community: Die platzierten Objekte können weltweit durch unsere Nutzer betrachtet werden.

Wir zielen auf die Identifikation mit dem Produkt. Das heißt, ich schaue mir nicht nur ein Auto an, sondern ich kann mit meinen Freunden zusammen dieses Auto nachzeichnen. Ich beschäftige mich also längere Zeit mit dem Modell, das mir schließlich gehört. Dieser Ansatz lässt sich auch auf Digital Twins ausweiten: Es gibt sehr viele Stars wie etwa bekannte Fußballer. Statt Abziehbildchen zu tauschen haben unsere User jetzt die Möglichkeit, die Fußballer als 3D-Objekte zu sammeln. Wir können die Fußballspieler scannen und als 3D-Objekt überall, zum Beispiel bei Fußballspielen vor großen Stadien, platzieren.

ZV: Inwiefern profitieren Sie vom BIC?

SSo: Unser Multiplayer-Ansatz stellt uns vor spezifische Herausforderungen: Zwei Spieler müssen zur gleichen Zeit das gleiche Objekt am gleichen Ort sehen. Das ist sehr komplex und kann nur mit sehr genauer Geo-Positionierung funktionieren. Das ESA-BIC kann uns mit seinem Knowhow und seinen Kontakten hier sehr helfen.

ZV: Wie sind Ihre weiteren Pläne?

TK: Wir haben jetzt einen Demonstrator fertig, mit dem wir Kunden und potenzielle Partner ansprechen können. Unser Hauptvorteil ist, dass wir innerhalb einer sehr kurzen Zeit Kundenanfragen realisieren können. Der Kunde kommt zu uns und wünscht sich, dass ein bestimmtes Objekt für gewisse Zeit an einem gewissen Ort platziert wird.

Die übrigen Start-ups am ESA BIC Reutlingen finden Sie hier.

 

 

Dr. Somakanthan Somalingam

Chief Executive Officer, Co-Founder

Tobias Kehrein

Chief Operating Officer, Co-Founder

ARtist UG (haftungsbeschränkt)

Im Schellenkönig 56 D

70184 Stuttgart

http://www.artist-global.eu

contact@artist-global.eu

 

 

Beitragsbild: ESA BIC Reutlingen