Raumtechnik aus Reutlingen

Wenn Daten das Gold des digitalen Zeitalters sind, sind Geoinformationen die Diamanten (vgl. unser Interview mit Hartmut Gündra). Das ESA BIC Reutlingen hat es sich zur Aufgabe gemacht, jene Start-ups zu fördern, die Geschäftsmodelle für Geoinformationen entwickeln oder einen Bezug zur Weltraumtechnik haben. Bei unserem Treffen in Reutlingen konnten wir eine faszinierende Bandbreite an Gründungen kennenlernen, die wir Ihnen heute und in den nächsten Tagen vorstellen werden. Heute erklärt die BIC-Projektmanagerin Eva Beckershoff den Reutlinger Ansatz.

 

ZV: Frau Beckershoff, was ist das ESA BIC Reutlingen?

EB: BIC steht für Business Incubation Center. Das BIC ist ein Zentrum, in dem wir Start-ups für jeweils ein bis zwei Jahre mit technischen und finanziellen Unterstützungsleistungen fördern. Innerhalb dieses Zeitraums haben die Start-ups die Möglichkeit, ihre Geschäftsidee zu entwickeln.

In ganz Europa gibt es 20 ESA BICs in 17 Ländern. Das ESA BIC Baden-Württemberg hat zwei Standorte: Der Standort Reutlingen wird von der IHK Reutlingen betrieben, Airbus Defence and Space ist für den Standort in Friedrichshafen verantwortlich. Zusammen mit Darmstadt sind wir das ESA BIC Hessen & Baden-Württemberg.

ZV: Und wie kam das ESA BIC nach Reutlingen?

EB: Die IHK Reutlingen organisiert seit 2007 den Wettbewerb Galileo Masters (ehemals: European Satellite Navigation Competition). Zu diesem Wettbewerb können sich Unternehmen, aber auch Privatpersonen bewerben, die neue Ideen für die Nutzung von Satellitennavigation haben. Aus diesem Wettbewerb heraus hat sich das Vorhaben entwickelt, ein Start-up-Zentrum zu gründen. Schließlich beauftragte die ESA die IHK, in Reutlingen ein BIC zu betreiben.

ZV: An welche Start-ups wenden Sie sich?

EB: Wir holen vor allem Start-ups an das ESA BIC, die in sich in einem frühen Entwicklungsstadium befinden. Die jungen Unternehmen haben innerhalb der Inkubationszeit die Möglichkeit, ihr Produkt zu entwickeln, zu erproben und die Marktfähigkeit ihrer Idee zu testen.

ZV: Welchen thematischen Schwerpunkt sollten diese Start-ups haben?

EB: Die Start-ups sollten einen Bezug zur Weltraumtechnik haben. Die Anwendungen dieser Start-ups sollten allerdings down to earth weisen: Sie sollten also auf der Erde realisiert werden und der Bevölkerung hier zugutekommen. Das ist vor allem bei Geschäftsideen aus den Bereichen Navigation, Indoor-Navigation, Logistik und smarte Lösungen für Stadtkonzepte der Fall, wo GPS- oder Satelliten-Daten ausgewertet werden.

ZV: Wie sieht die Förderung für die Start-ups aus?

EB: Die finanzielle Förderung beträgt 50.000 Euro pro Start-up. Diese Förderung wird zu gleichen Teilen durch die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und durch das Land Baden-Württemberg bereitgestellt. Darüber hinaus können wir den Start-ups technische Unterstützung durch unsere Partnerunternehmen anbieten: So stellt die Robert Bosch GmbH ihr Labor zur Verfügung, in dem die jungen Unternehmen ihre Produkte weiterentwickeln können.

Die IHK Reutlingen hält Kontakt zu 48.000 Mitgliedsunternehmen. Dieses Netzwerk steht unseren Start-ups zur Verfügung. Sie können sich auf den von der IHK organisierten Veranstaltungen präsentieren sowie Partner und potenzielle Kunden finden. So laden wir unsere Start-ups auch ein, sich an unseren zahlreichen Projekten im Bereich Innovation zu beteiligen.

ZV: Wie wird man zu einem Start-up hier am BIC?

EB: Wir haben pro Jahr drei Auswahlrunden. Diese werden auf unserer Homepage publiziert. Dort finden die Kandidatinnen und Kandidaten auch die Bewerbungsunterlagen. Zunächst gibt es ein Tender Opening Board, wo überprüft wird, ob alle Kriterien formal erfüllt und die Unterlagen richtig ausgefüllt sind. Ungefähr zwei bis drei Wochen später findet ein Tender Evaluation Board statt. Vor einer Jury, bestehend aus Mitgliedern der ESA sowie von lokalen Partnern pitchen die Start-ups 15 Minuten auf Englisch, danach folgt eine Question-and-Answer-Runde von 15 Minuten. Dann wird zeitnah entschieden, ob das Start-up aufgenommen wird oder nicht.

Die Reutlinger Start-ups im Einzelnen:

Künstler im AR-Raum

Matching, Funding, Investment

Menschen mobil machen

Eine neue Art von Sensoren

 

Eva Beckershoff

Projektmanagerin

ESA Business Incubation Centre und

Regionales Innovationsmanagement Neckar-Alb (RIM FOR NEA)+

Industrie- und Handelskammer Reutlingen

Hindenburgstraße 54

72762 Reutlingen

http://www.esa-bic-bw.de/de/

beckershoff@reutlingen.ihk.de

 

Beitragsbild: ESA BIC Reutlingen