Eine neue Art von Sensoren

Das ESA BIC Reutlingen hat es sich zur Aufgabe gemacht, jene Start-ups zu fördern, die Geschäftsmodelle für Geoinformationen entwickeln oder einen Bezug zur Weltraumtechnik haben. Bei unserem Treffen in Reutlingen konnten wir eine faszinierende Bandbreite an Gründungen kennenlernen, die wir Ihnen heute und in den nächsten Tagen vorstellen werden. Heute schildern uns LuxFlux, was mit Sensoren bereits alles möglich ist.

 

ZV: Herr Henzler, was ist LuxFlux?

MH: LuxFlux ist ein Softwareunternehmen, das optische Messtechnik anbietet. Wir nehmen also eine Zwischenstellung ein: Für unsere Kunden steht das Haptische im Vordergrund, für uns liegt die Wertschöpfung vor allem in der Software.

ZV: Und wie kamen Sie auf diese Idee, Herr Makowski?

JM: Wir haben unser Unternehmen 2016 gegründet. Wir wollten einen Sensor entwickeln, der über Software dem jeweiligen Anwendungsfall angepasst werden kann. So ist es uns möglich, chemische Sensorik mittels Spektroskopie darzustellen. Spektroskopie erlaubt es nämlich sehr gut, Veränderungen in den chemischen Eigenschaften von Proben zu erkennen.

Spektroskopische Untersuchungen bestehen aber erst einmal nur aus wilden Daten. Aus diesen Rohdaten müssen in einem zweiten Schritt die eigentlichen Messdaten extrahiert werden. Das war unser Ausgangspunkt.

Wir begannen mit Spektrometermodulen, schwenkten aber relativ schnell auf Hyperspektralkameras um. Diese haben eine höher Wertschöpfungstiefe als einfache Spektrometer. Wir haben dann eine Software entwickelt, die diese Hyperspektraldaten in den entsprechenden Anwendungsfällen auswerten.

ZV: Inwiefern gebrauchen Sie für die Auswertung der Daten Künstliche Intelligenz?

MH: Man kann KI ja grob in Machine Learning und Deep Learning unterscheiden. Im Moment konzentrieren wir uns auf Machine Learning. Es kommt aber immer auf eine intelligente Kombination der Ansätze an: Man kann Machine Learning, Deep Learning und normale mathematische Operationen miteinander verbinden.

JM: Neuronale Netze haben viele Stärken, sie haben aber auch sehr viele Schwächen. Es ist also nötig zu schauen, was man wofür einsetzt um wirklich ans Ziel zu kommen.

ZV: Welche Anwendungsfälle gibt es?

JM: Anwendungsfälle liegen erstens im Plastik-Recycling: Dieses Thema wird immer drängender. Über lange Jahre konnte der Westen seinen Müll in China abladen. Mittlerweile verweigert China jedoch die Annahme. Deshalb tritt die Recycling-Technik immer stärker in den Vordergrund. Sie ermöglicht es, den Kreislauf für Kunststoffe zu schließen. Das ist aber nicht einfach: Im Abfallstrom existiert immer eine Mischung verschiedenster Kunststoffe. Je sortenreiner diese Kunststoffe getrennt werden, umso besser kann man sie recyclen. Unsere Technologie kann dabei helfen, die Sortiertechnik trennschärfer zu machen. So wird es möglich sein, aus alten Plastikflaschen neue zu machen.

Zweitens ergeben sich Anwendungsfälle bei der Nahrungsmittelinspektion. Auch dies ist wieder ein Sortierfall: Hier geht es darum, frühzeitig beschädigte Nahrungsmittel zu erkennen oder den Reifegrad von Früchten und Obst festzustellen, sodass der Kunde im Supermarkt immer eine definierte Qualität vorfindet. Ein dritter Anwendungsbereich ist die Gasdetektion. Genauer entwickeln wir hier am ESA BIC einen Gassensor für Stickoxyde.

ZV: Die Diskussion über Stickoxyde wird ja im Moment sehr lebhaft geführt…

MH: Ja. Das Projekt startete mit der Auswertung von Satellitendaten, die von Spektralkameras geliefert werden. Wir stellten jedoch rasch fest, dass wir zum Abgleich noch weitere Daten „am Boden“ benötigen. Die Auflösung der Satellitendaten war zu gering. Deshalb haben wir uns zur Entwicklung eines entsprechenden Sensors entschlossen.

Jetzt stehen wir mitten in der Debatte um Feinstaub und Stickoxyde, etwa, ob die Messstellen am richtigen Ort stehen. Wir wollen die Debatte versachlichen und demokratisieren. Deshalb haben wir uns entschieden, mit der Open-Source-Community zu kooperieren. Wir begannen mit Spektrometermodulen Der Bausatz wird für unter 100 Euro erhältlich sein. So können die Bürgerinnen und Bürger ihre eigene Datenbasis kreieren. Wir können diese dann mit den Satellitendaten abgleichen. Das könnte dann für die Kommunen in der Tat interessant werden.

Ein erster Probelauf für unseren Sensor ist der geplante BIC-Hackathon. Wir stellen dort die API zur Verfügung. Interessierte können dann – etwa mit Visualisierungen – darauf aufsetzen. So entsteht ein kleines Ökosystem, in dem unser Sensor auf Herz und Nieren geprüft wird. Auch das ESA-Netzwerk steht uns mit seinem Sachverstand für interaktive Tests zur Verfügung. So sind wir gut gerüstet, wenn wir an den Markt gehen.

Die übrigen Start-ups am ESA BIC Reutlingen finden Sie hier.

 

 

Marc Henzler

Dr. Jan Makowski

LuxFlux GmbH

Gerhard-Kindler-Straße 13

72770 Reutlingen

https://www.luxflux.de

info@luxflux.de

 

 

Beitragsbild: ESA BIC Reutlingen