Open Innovation

Der Begriff „Open Innovation“ steht für die Öffnung des Innovationsprozesses von Unternehmen und Institutionen zur Vergrößerung des eigenen Innovationspotenzials. Gerade in Zeiten, die schnellere und ertragsreichere Innovationsprozesse fordern, gewinnt das Modell an Attraktivität. Viele Unternehmen haben die ersten Schritte in Richtung Open Innovation schon gemacht und Erfahrungen gesammelt, andere stehen erst am Anfang.

Am gestrigen Mittwoch, 11. März 2019 veranstaltete das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg mit Unterstützung der Steinbeis 2i GmbH und des Steinbeis Europa Zentrums deshalb den Open Innovation Kongress Baden-Württemberg 2019. Im Mittelpunkt standen unternehmensinterne Prozesse und Kulturen sowie die Bedeutung neuer Formen der Kooperation in Europa. Mit über 900 Anmeldungen war der vierte Kongress dieser Art die bisher größte Open Innovation-Veranstaltung im Land.

 

Innovationen in Europa

 

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut skizzierte in ihrer Eröffnungsrede zunächst die hohe Taktung von Innovationsprozessen in China und die Herausforderungen, vor denen eine deutsche Industriepolitik steht. Die Öffnung des Innovationsprozesses und die Kooperation in innovationsfördernden Ökosystemen sei insbesondere für mittelständische Unternehmen eine große Chance: „Nutzen Sie diese und öffnen Sie ihr Unternehmen für Kooperationen mit Forschungseinrichtungen, aber auch mit anderen Unternehmen. Vernetzung führt zu höherer Innovationsdynamik und größerem wirtschaftlichen Erfolg“, so die Ministerin. Verantwortlichkeiten lägen jedoch auch auf staatlicher Seite. „Einerseits sind optimale europäische Rahmenbedingungen im EU-Binnenmarkt erforderlich, damit dieser auch als Innovationsraum und somit zur raschen Kommerzialisierung neuer Ideen genutzt werden kann. Andererseits wird auch die lange ersehnte und nun beschlossene steuerliche FuE-Förderung der Bundesregierung einen Schub bringen. Dies sind zwei Katalysatoren für Open Innovation“, betonte Hoffmeister-Kraut. Mit dem zukünftigen Forschungs- und Innovationsrahmenprogramm „Horizont Europa“ stünden Instrumente zur Verfügung, die die Angebote des Landes hervorragend ergänzten. Der Europäische Innovationsrat begleite beispielsweise disruptive Innovationen von KMU und Start-ups bis zur Markteinführung. Die Schaffung guter Rahmenbedingungen zur Umsetzung von Ideen in innovative Produkte und Dienstleistungen trage dazu bei, den EU-Binnenmarkt zu dynamisieren und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zu steigern.

 

Teilnehmer der ersten Sektion; Foto: bmf-foto.de, Armin Burkhardt

 

 

Erfolgsmodelle für offene Innovationsprozesse

 

Im Anschluss stellten zwei Unternehmen Möglichkeiten vor Prozesse offener Innovationen erfolgreich auszugestalten. Christoph Kübel sprach für die Robert Bosch GmbH. Die großen Herausforderungen für Bosch – etwa Hardware um Software zu ergänzen oder das Engagement im Bereich des autonomen Fahrens – seien nur durch ein konsequentes Innovationsmanagement zu bewältigen, das interne Potenziale aktiviere, Ideen rasch bewerte und erfolgversprechende Projekte schnell zur Marktreife bringe und skaliere. Das eBike von Bosch zeige, wie erfolgreich offene Innovationen aus dem Unternehmen sein können.

Josef Parzhuber präsentierte hingegen die Bedeutung von Open Innovation und agilen Arbeitsmethoden im Innovationsumfeld der MANN+HUMMEL GmbH. Die Megatrends der Wirtschaft – saubere Mobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit – wirkten sich unmittelbar auf das Hauptprodukt der MANN+HUMMEL GmbH, Filter für Kraftfahrzeuge, aus. Umso wichtiger seien konsequent durchdachte Konzepte offener Innovation. Die Stichworte seien Virtuelle Simulationsmethoden auf allen Skalen, Co-Location, Spin-offs, Evaluierungen und Co-Creation. Wie gut solche Konzepte funktionieren können, zeigten der sogenannte „Feinstaubfresser“ und der Bremsstaubpartikelfilter, die beide innerhalb kurzer Zeit zur Marktreife geführt worden seien.

 

Neue Horizonte

 

Im Anschluss sprach Dr. Petra Püchner, die Europabeauftragte der Ministerin, die den Direktor für Open Innovation und Open Science bei der Europäischen Kommission – Generaldirektion Forschung und Innovation, Jean-David Malo, vertrat. Püchner skizzierte künftige EU-Förderinstrumente und betonte zugleich die Wichtigkeit der europäischen Innovationsregionen: „Wir brauchen Regionen wie Baden-Württemberg an unserer Seite, um intelligente Rahmenbedingungen und damit Chancen für eine rasche Kommerzialisierung der neuen Anwendungen, wie zum Beispiel durch KI und Quantentechnologien, zu eröffnen“. Auch für kleine und mittlere Unternehmen solle es mit europäischer Hilfe möglich sein, die Chancen der Digitalisierung schneller nutzen und vermarkten zu können.

 

Podiumsdiskussion; Foto: bmf-foto.de, Armin Burkhardt

 

Im zweiten Teil des Kongresses diskutierte zunächst ein Podium, bestehend aus Prof. Katja Schenke-Layland, (NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut), Christina Bösenberg (Unternehmerin, Expertin für digitale Transformation und Innovation), Dr. Claudia Roth (Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG), Dr. Martin Zagermann (Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, Unternehmensübergreifende Ideenplattform der Zukunftsinitiative Ideenmanagement), Andreas Kwiatkowski (Soundreply GmbH, Porsche Next OI Competition), Mirja Vogt (MANN+HUMMEL International GmbH & Co. KG) und Benjamin Haller (AMEXCI, Vanguard Region Örebro, über Open Innovation als Innovationskraft für den Mittelstand.County)

Am Nachmittag fanden Workshops und Foren zu LEGO© Serious Play©, dem Test und der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle mithilfe von Open Innovation, Crowdsourcing und den Wegen zu einer offenen Innovationskultur statt.

 

Ein Workshop am Nachmittag; Foto: bmf-foto.de, Armin Burkhardt

 

Das Programm der Veranstaltung ist hier ersichtlich.

 

 

Beitragsbild: bmf-foto.de, Armin Burkhardt