„Preisstabilität geht vor Konjunkturstabilisierung“

25. Jan 2024

Der EZB-Rat hat erwartungsgemäß entschieden, die Leitzinsen unverändert zu belassen. Der Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Heidelberg, Friedrich Heinemann, erklärt dazu:

„Seit Jahresanfang hat die Zinssenkungseuphorie an den Märkten einen deutlichen Dämpfer bekommen. Das ist an der sehr deutlichen Erholung der Bundrenditen gut erkennbar. Die Sichtweise, dass die Zinsen doch noch längere Zeit hoch bleiben könnten, gewinnt wieder mehr Anhänger. Grund dafür und für die Vorsicht der EZB ist die hartnäckig hohe Kerninflation. Eine sehr wichtige Zahl für die weiteren Überlegungen im EZB-Rat wird die Januar-Inflationsrate sein. Wenn die Inflation aufgrund der vielen Preiserhöhungen zu Jahresbeginn einen deutlichen Satz nach oben macht, verschiebt sich der Zeitpunkt für eine mögliche Zinssenkung. Natürlich spricht die schlechte konjunkturelle Lage der Eurozone eigentlich für eine rasche Zinssenkung. Doch der EU-Vertrag ist bei solchen Zielkonflikten eindeutig: Preisstabilität hat im Zielsystem der EZB Vorrang vor der Konjunkturstabilisierung.“

 

Quelle: ZEW

 

 

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