Schiffstreibstoff aus Abwasser und Strom

30. März 2025

Eine Innovation aus Mannheim setzt Maßstäbe in der Produktion von nachhaltigem Kraftstoff. In einer weltweit einzigartigen Anlage wird erstmals aus Abwasser und Strom nachhaltiger Schiffstreibstoff hergestellt. Dahinter steht ein Konsortium bestehend aus dem Klima-Technologie-Startup ICODOS GmbH, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie Eigenbetrieb Stadtentwässerung (EBS) Mannheim. Das Projekt nutzt das große Potenzial von Kläranlagen – allein in Deutschland gibt es rund 9.000 davon, auf EU-Ebene wird die Zahl auf bis zu 75.000 geschätzt.

 

Leuchtturmprojekt für nachhaltige Schifffahrt

 

„Wir sind stolz darauf, die weltweit erste Anlage zu präsentieren, die Abwasser mit Strom in nachhaltigen Schiffstreibstoff umwandelt“, erklärt Dr. Vidal Vazquez, technischer Geschäftsführer des Climate-Tech-Start-up ICODOS. „Diese Technologie wird die Schifffahrtsbranche nachhaltig verändern und leistet einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion von CO2-Emissionen“, ergänzt David Strittmatter, kaufmännischer Geschäftsführer von ICODOS.

Das Leuchtturmprojekt ‚Mannheim 001‘ ist ein weiterer Beweis, dass mit neuen Technologien Klimaschutz und industrielles Wachstum Hand in Hand gehen können“, erklärt der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht. „Hier zeigt ein Startup-Unternehmen aus unserem Technologie- und Gründungszentrum Mafinex mit Unterstützung aus dem Klimafonds der Stadt Mannheim und in enger Kooperation mit der Stadtentwässerung, wie aus Abwasser grüner Kraftstoff für die Schifffahrt hergestellt werden kann. Das ist eine weitere Innovation ‚Made in Mannheim‘, auf die wir stolz sein können.

Im Rahmen des Projekts wird in der Kläranlage Mannheim Biogas gewonnen. Dieses wird in der Demonstrationsanlage von KIT und ICODOS weiterverarbeitet. Das patentierte Verfahren ermöglicht es, das Biogas effizient zu reinigen und in Verbindung mit Strom und Wasserstoff zu Methanol umzuwandeln. Der Strom wird zur Elektrolyse verwendet, um Wasserstoff zu erzeugen. Dieser reagiert dann mit dem aus dem Biogas gelösten CO2. Der gesamte Prozess ist so ausgelegt, dass er unvermeidbares CO2 aus dem System entnimmt und so zur Reduktion von Treibhausgasen beiträgt. Das hergestellte „e-Methanol“ dient schließlich als nachhaltiger Schiffstreibstoff und zeigt das Potenzial der gesamten Prozesskette, Abwasser in Energieträger zu verwandeln.

„Die neue Anlage demonstriert eindrucksvoll, wie Forschung und Unternehmergeist praxisnahe Lösungen für die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft hervorbringen können“, sagt Professor Thomas Hirth, Vizepräsident Transfer und Internationales des KIT. „Hier wird aus Biogas, das bei der Abwasserbehandlung anfällt, ein Wertstoff gewonnen – ein innovativer Ansatz, der zeigt, wie vorhandene Ressourcen intelligent und klimafreundlich genutzt werden können.

 

Kläranlagen als Treiber der nachhaltigen Transformation

 

Der Seeverkehr zählt zu den größten Emittenten von Treibhausgasen weltweit. Es ist dringend notwendig, grüne Alternativen zu den herkömmlichen fossilen Treibstoffen zu finden. In diesem Zusammenhang stellen nachhaltige E-Fuels eine zentrale Technologie für die Zukunft der Branche dar. Das aktuelle Projekt zeigt eindrucksvoll, dass Kläranlagen als Herzstück einer grünen Kraftstoffproduktion dienen können – ein Potenzial, das bislang ungenutzt geblieben ist.

Die Technologie von ICODOS und KIT ermöglicht es im Gegensatz zu anderen verfügbaren Technologien, bereits in relativ kleinen Projekten E-Fuels kosteneffizient zu produzieren. Sie ist damit ideal für den schnellen Hochlauf der Produktion in Europa geeignet.

Mit der Anlage in Mannheim geht ein starker Impuls für die nachhaltige Transformation der Schifffahrtsindustrie und der Energiewirtschaft aus – ein Meilenstein, der nicht nur lokal, sondern global neue Möglichkeiten eröffnet.

 

Quelle: ICODOS

 

 

Beitragsbild: pixabay.com