Social Media einfach und zielführend

Die Anforderungen an Social-Media-Marketing haben in den letzten Jahren zugenommen. Gute Lösungen müssen aber nicht kompliziert sein. Zeitenvogel sprach mit Richard Dihen und Alexander Hein (Di.Ri Social Media) über Influencer, Authentizität, Marketing und Akquise.

 

ZV: Herr Dihen, wie veränderten sich die sozialen Medien in den letzten Jahren?

Social Media

Foto: Di.Ri Social Media

RD: Die sozialen Medien machten in den letzten Jahren einen riesigen Sprung. Das Social-Media-Marketing wurde professioneller, gerade bei den Unternehmen. Früher postete man einfach zwei Mal die Woche einen beliebigen Inhalt. Heute analysiert man die eigene Zielgruppe und versucht Mehrwerte zu liefern. Natürlich gibt es Veränderungen und Herausforderungen. Der Einbruch der organischen Reichweite führte zum Beispiel dazu, dass viele Unternehmen aufwachen und ihr Social-Media-Marketing jetzt besser organisieren.

ZV: Wie beurteilen Sie das Thema Influencer?

RD: Ich denke, dass das Thema Influencer stark aufgebläht ist. Die Influencer, wie wir sie heute kennen, werden wohl in den nächsten Jahren verschwinden. Die Grenze zwischen bezahlten und nicht bezahlten Inhalten ist bislang verschwommen. Die Transparenzoffensive von Facebook scheint mir sehr sinnig, denn sie ermöglicht es den Nutzern, zu beurteilen, ob jemand ein Produkt wirklich täglich gebraucht und davon überzeugt ist oder ob sich der Nutzer im Feed eines Influencers befindet, der jeden Tag ein anderes Produkt vorstellt, weil er dafür bezahlt wird.

Ich habe einige Kampagnen mit Influencern gemacht, bei denen wenig rauskam. Unternehmen sollten sich deshalb die Frage stellen, ob sie wirklich auf den Zug der Influencer mit vielen Followern aufspringen wollen. Ich halte es für sinnvoller, sich Mikro-Influencern zuzuwenden, die eine sehr loyale Zielgruppe haben und auch wirklich etwas bewirken können. Grundsätzlich ist nämlich jeder, der Social Media gut und gewissenhaft nutzt, ein Influencer.

 

Social Media – ein dankbares Terrain

 

ZV: Wie haben Sie in den letzten Jahren auf diese Veränderungen reagiert?

RD: Die Agentur-Branche ist zurzeit hart umkämpft, aber trotzdem ein sehr dankbares Terrain. Neben Start-ups, die Social Media als Hebel für mehr Aufmerksamkeit nutzen, und großen Unternehmen, die sowieso bereits Social Media nutzen, kommen jetzt auch viele Nachzügler. Wir holen diese Unternehmen gerne ab.

Viele Unternehmen haben sich nämlich von der klassischen Denke entfernt, dass sie zu einer Agentur gehen, die ihnen bunte Konzepte entwickelt und schöne Videos dreht und dass sie dafür fünfstellige Summen zahlen müssen. Diese Unternehmen sind jetzt in einer Findungsphase. Da haken wir ein: Je bessere Fragen man stellt und je besser man zuhört, desto eher gewinnt man das Vertrauen eines Unternehmens, das dann auch bereit ist, die nächsten Schritte mit uns als Agentur zu gehen.

ZV: An welche Kunden richten Sie sich?

RD: Wir richten uns an Start-ups und KMUs, die sich auf das Tagesgeschäft fokussieren wollen und deshalb das Online Marketing ganz auslagern wollen, und an diejenigen, die professionelle Unterstützung bei der täglichen Arbeit brauchen. Wir haben aber auch jene Unternehmen im Blick, die bereits eine kleine Marketingabteilung haben und bei uns zusätzliche Fähigkeiten und Beratungsleistungen flexibel zubuchen wollen.

 

Di.Ri

Einfache Lösungen führen zum Ziel; Foto: Di.Ri Social Media

 

Tipps für den Anfang

 

ZV: Wie gehen Sie dann vor?

RD: Die einfachen Dinge sind meist diejenigen, die zum Ziel führen: Von der Ist-Analyse geht es im nächsten Schritt an die Zielformulierung. Man kann kein Ziel erreichen, das nicht klar definiert ist. Dann beginnen die Abschnitte, in denen wir uns von anderen Agenturen unterscheiden können, etwa hinsichtlich Kreativität und Authentizität. Die Herausforderung besteht darin, nie zu stagnieren: Wenn ein Bereich – wie Facebook – aufgebaut ist, müssen wir auch immer gleich den nächsten Schritt parat haben.

Foto: Di.Ri Social Media

AH: Authentizität ist ein wichtiger Punkt. Im Social Web herrscht heute eine übergroße Flut an Informationen. Wir wollen unseren Kunden helfen, in ihrer eigenen Sprache zu sprechen. Nur dann werden sie heute auch wahrgenommen. Da lohnt es sich, gut zuzuhören: Der Kunde kennt seine Zielgruppenansprache genau, er weiß, wie seine eigenen Kunden ticken.

ZV: Aber es ist ja auch nicht ausreichend, wenn sich ein Teammitglied nebenbei mit Social Media beschäftigt?

RD: Leider nicht. Es ist nur der kleinste gemeinsame Nenner, als Team loszulegen. Die sozialen Medien sind kostenlos und man kann auch mit begrenztem Marketingbudget viel machen. Die Zeitspanne zwischen dem ersten Post und den ersten Erfolgen im Social-Media-Marketing ist aber lang. Das ist keine Sache von einem Monat.

Ein paar Tipps für den Anfang: Weniger ist mehr. Lieber ein bis zwei Kanäle auswählen und die dann konstant bespielen und auch verfolgen, wie die Interaktion abläuft. Jeder Kanal sollte in der eigenen Social-Media-Strategie eine bestimmte Rolle erfüllen. Es führt meistens nicht zum Ziel, einen Post auf vier Kanälen zu teilen. So wie in verschiedenen Ländern unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, ist es auch auf den Social-Media-Kanälen. Oft wird zudem vergessen, sich die Frage zu stellen, wer die eigenen Kunden sind und wo sich diese bewegen.

Wenn ein Unternehmen als Ziel festsetzt, dass es postet, um direkt Verkäufe zu erzielen, wird das nicht klappen. Dann entsteht schnell Enttäuschung. Wenn aber das Ziel lautet, zwei- bis dreimal die Woche zu posten und dieses Ziel dann zwölf Wochen verfolgt wird, kann man darauf aufbauen. Da entstehen dann auch Erfolge.

AH: Man sollte sich nicht nur auf der jeweiligen Plattform wohlfühlen, sondern sich auch der Punkte bewusst sein, in denen sich die sozialen Netzwerke unterscheiden. Im Vorfeld hilft es, sich ein bisschen mit seinem eigenen Produkt auseinanderzusetzen: Wenn man ein Konsumprodukt hat, bieten sich nette Bilder auf Instagram an und für andere Produkte oder Dienstleistungen wiederum andere Plattformen.

RD: Vor allem bei Start-ups ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, welche Mittel man selbst zur Verfügung hat und wie lange diese ausreichen. Macht es also überhaupt Sinn, einen Social-Media-Kanal zu bespielen bei dem der Erfolg erst nach zehn oder zwölf Monaten eintritt? Oder sollte man zunächst nicht lieber auf Social Media verzichten und die eigenen Ressourcen in die Kundenakquise zu stecken?

 

Marketing oder Akquise?

 

ZV: Aber wird nicht häufig auch Marketing mit Akquise verwechselt?

RD: Das ist ein wichtiger Punkt. Man merkt auch als Start-up recht rasch, dass Marketing und Sales nicht das Gleiche ist. Der Weg von den sozialen Medien bis zu dem Punkt, an dem ein Kunde Geld für das jeweilige Produkt in die Hand nimmt, ist weit.

Der Vertrieb bedarf einer ganz anderen Betreuung als nur zwei oder drei Posts pro Woche abzusetzen. Das ist gut, um Aufmerksamkeit zu schaffen und Reichweite zu erzielen. Aus Sales-Sicht ist aber viel wichtiger, dass der Kunde nicht nur auf das eigene Unternehmen aufmerksam wird, sondern sich auch zum Kauf entschließt. Deshalb sollten Marketing und Sales miteinander verzahnt sein. Das Marketing sollte Reichweite erzielen und authentisch kommunizieren, Sales sollte dann die Menschen, die aufmerksam geworden sind, in Kunden konvertieren.

Ein praktisches Beispiel: Viele Unternehmen führen ein Blog und schreiben nette Artikel, die aber weitgehend zusammenhanglos sind. Weshalb setzen sich nicht Marketing und Sales zusammen? Sie könnten dann eine Serie starten: Sales berichtet, was die brennendsten Nachfragen der Kunden sind und das Marketing geht dann diese Fragen mit Artikeln an. So wird über das Marketing Vertrauen geschaffen und die Erstaufnahme zur Sales-Abteilung vereinfacht. Das ist, glaube ich, ein Punkt, an dem man beide Funktionsbereiche logisch miteinander verzahnen kann.

ZV: Wie kamen Sie zu Di.Ri Social Media?

RD: Als ich Wirtschaftsrecht im Masterstudiengang studierte, lernte ich ein erstes Start-up kennen. Dort habe ich meine Masterthesis im Bereich Datenschutz/DSGVO geschrieben und blieb anschließend. Dann kamen anderthalb Jahre mit viel Arbeit, aber ohne viel Urlaub. Nachdem das Start-up, für das ich arbeitete, keine Anschlussfinanzierung bekam, stand ich vor der Entscheidung, ob ich zu meinem Studium zurückkehre oder ob ich mich auf das Social-Media-Marketing fokussiere. Letzteres habe ich dann gemacht und Di.Ri gegründet.

Die Unternehmensgründung geht in der Praxis schneller als man denkt. Man meldet sein Gewerbe an, nimmt sein Laptop in die Hand und dann geht es los. Nach ein paar Wochen Anlaufphase hatten wir einen differenzierten Kundenstamm. Jetzt vergrößern wir uns langsam und denken an weitere Schritte.

AH: Ich war lange auf der Suche nach einem zweiten Standbein. Ursprünglich habe ich ein Start-up im Bereich Cloud-Computing mitgegründet. Richard kenne ich schon lange. Wir haben uns oft zum Thema Marketing und Social-Media-Marketing ausgetauscht. Irgendwann ergab sich die Chance und er fragte mich, ob ich bei ihm mitarbeiten will.

 

Heidelberg und die Metropolregion

 

ZV: Was schätzen Sie an Heidelberg und der Metropolregion Rhein-Neckar?

RD: Mit den Inkubatoren wie dem Gründer-Institut der SRH Hochschule Heidelberg wurde eine gute Infrastruktur geschaffen, von der Start-ups unglaublich profitieren können, sei es bei Wissenstransfer, durch Vortragsreihen und sonstige Veranstaltungen, die man sonst nicht auf dem Schirm hat. Ein anderer Punkt ist, dass in Heidelberg eher die Branchen präsent sind, von denen wir profitieren.

AH: Man kann auch von einem Dreieck sprechen: Zwischen Heidelberg, Mannheim und Karlsruhe bieten sich viele Chancen. Das ergänzt sich alles wunderbar. Heidelberg ist ein idealer Ort um als Gründer seine Wurzeln zu schlagen und erste Geschäftserfolge zu feiern.

ZV: Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Richard Dihen

Geschäftsführer

Alexander Hein

PR & Growth Manager

Di.Ri Social Media

Kurfürsten-Anlage 52

69115 Heidelberg

https://diri-socialmedia.de

richard@diri-socialmedia.de

 

 

Beitragsbild: Di.Ri Social Media