Teilen statt Besitzen

Ein Jahrzehnt Sharing-Economy

 

„Teilen statt Besitzen“ – Dieses Credo befeuert seit über einem Jahrzehnt die Sharing-Economy. Entgegen ursprünglicher Intentionen der Sharing-Bewegung sind die kommerziellen Angebote heute weitaus erfolgreicher als die kommunitaristischen Modelle. Steckt also die Sharing-Economy in der Krise? Wie ist es um die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit des Teilens und Tauschens bestellt? Welche Gefahren bergen die Netzwerkeffekte großer Plattformen? Diese Fragen diskutierten Expertinnen und Experten auf dem Landeskongress shareBW am 4. Juli im ZKM (Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe) gemeinsam mit rund 200 Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmern.

 

Publikum

Das Publikum im ZKM; Foto: Björn Pados

Der Ideenwettbewerb

 

Damit endet die zweite Runde der Initiative shareBW, die 2015 gemeinsam vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und dem Unternehmernetzwerk CyberForum ins Leben gerufen wurde, um die Sharing Economy als einen der Treiber des Digitalen Wandels zu fördern. Ministerialdirektor Ulrich Steinbach, Amtschef im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg stellte fest: „Teilen und Tauschen ist durch die Digitalisierung einfacher geworden. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Ressourcen effizienter zu nutzen und unsere Umwelt zu schonen. Mit unserem Ideenwettbewerb shareBW wollen wir deshalb Share Economy-Vorhaben fördern, die genau das verfolgen“.

 

Matthias Hornberger

Matthias Hornberger, Vorstandsvorsitzender des CyberForum; Foto: Björn Pados

Schwerpunkt Plattformökonomie

 

Ein Schwerpunkt des Kongresses lag auf der Plattformökonomie. Matthias Hornberger, Vorstandsvorsitzender des CyberForum, stellte fest: „Die Share Economy hat sich zu einem starken, globalen Wirtschaftszweig entwickelt. Insbesondere Plattformen haben sich als Marktplätze weltweit etabliert. Nun gilt es, Wege zu finden, zwischen Nachhaltigkeit auf der einen und Wirtschaftlichkeit auf der anderen Seite. Die Share Economy muss sich immer wieder neu erfinden“. Ein Weg führt zurück zu den Wurzeln. Trebor Scholz, Professor für Medien und Kultur an der New School in New York City, wies in seiner Keynote Möglichkeiten auf, die Idee des Teilens wieder zu ihren Wurzeln zurückzuführen und schlug mit seinem Modell des Platform Cooperativism ökonomische, politische und kulturelle Alternativen zu den großen Plattformen des World Wide Web vor.

 

Sharing City und industrielle Anwendungen

 

Drei Sektionen eruierten am Nachmittag mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten weitere Wege: Ein erstes Panel „Morgen ist Sharing City!“ diskutierte die Sharing Economy in der Wohnungswirtschaft und die digitale Transformation von Quartieren und Arealen. Das zweite Panel „Plattformökonomie in der modernen Konsumgesellschaft“ widmete sich Märkten, Marktmechanismen und Geschäftsmodellen sowie der Sharing Economy in China. Ein drittes Panel „Die Share Economy erobert die Industrie“ warf einen Blick auf die urbane Logistik und die Chancen der Blockchain-Technologie.

 

Preisträger

Die Preisträger; Foto: Björn Pados

Maschinen und Kunst

 

Außerdem präsentierten die Preisträger des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ausgelobten Ideenwettbewerbs shareBW ihre Projekte. Mit Fördergeldern in Höhe von je 44.000 Euro wurden vier Teams aus den Bereichen Smarter Earth/Energy, Mobility, Participation/Integration und Creativity dotiert:

V-INDUSTRY vermittelt über eine Online-Plattform freie Kapazitäten bei Maschinenlaufzeiten,

– das Team der raumobil GmbH aus Karlsruhe optimiert mit seiner Online-Plattform Local Zero das betriebliche Mobilitätsmanagement,

– die Plattform Welcome2Work bietet Flüchtlinge eine wirtschaftliche Perspektive,

– die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ATO bauen eine Online-Galerie auf, in der Kunstwerke dauerhaft ausgestellt und zum Verkauf angeboten werden können.

Der Sonderpreis ging an einen Schüler des phaenovum Schülerforschungszentrums Lörrach. Der heute 15-Jährige entwickelte den Prototypen eines intelligenten App-gestützten Fahrradschlosses.

Wenn das keine guten Perspektiven des Teilens sind.

 

Beitragsbild: Björn Pados