Bunt im Quadrat

Foto: Carokissen

Am Anfang waren es Kissen. Heute produziert Carokissen ein breites Sortiment an Accessoires und Geschenken in Kooperation mit sozialen Einrichtungen. Zeitenvogel sprach mit Carolin Bleisteiner über Kissen, die mit der Familie wachsen, die integrierende Kraft handwerklicher Arbeit und Fahrradfahren in Mannheim.

 

ZV: Frau Bleisteiner, was ist Carokissen?

CB: Carokissen ist ein Textillabel aus Mannheim. Wir begannen mit unseren personalisierbaren Kissen, bieten mittlerweile aber auch weitere Produkte an: eine Schmuckkollektion mit personalisierbaren Armbändern, Wundertüten, die für alle Anlässe gefüllt sind – vom Geburtstag bis zum Liebeskummer – und viele Fahrrad-Accessoires wie Fahrradlenkertaschen.

Accessoires von Carokissen; Foto: Carokissen

ZV: Was fasziniert Sie an Fahrrädern?

CB: Insbesondere bin ich von Klapprädern angetan, die älter sind als ich. Sie sind besonders wendig und kompakt. Bevor ich das Klapprad für mich entdeckt habe, war ich mit meinem Dienstfahrrad unterwegs. Das ist nachhaltiger und gesünder als mit dem Auto zu fahren. Mit meinem mobilen Messestand – einer umgebauten Babywiege auf Rädern mit einem Baldachin – bin ich auf der Straße ein Hingucker. Für die letztjährige Feier der Stadt Mannheim „200 Jahre Fahrrad“ hatten wir uns etwas Besonderes vorgenommen: Bei unserem Projekt „Strampeln für Strom“ konnten wir Strom durch Fahrradfahren erzeugen und so eine Nähmaschine betreiben. Das zeigt, wieviel sich in diesem Bereich noch machen lässt.

Messemobil und Dienstfahrrad; Foto: Carokissen

ZV: Und was ist der Kissen-Konfigurator?

CB: Unsere personalisierbaren Kissen kann man ganz einfach konfigurieren. Der Kunde hat die Möglichkeit, den Stoff und die Farbe der Hülle, die Buchstaben und Applikationen für die Kissenvorderseite und die Farbe des Futters der Geheimtasche auf der Rückseite der Kissen mit jeweils einem Click auszuwählen. Das eigene Kissen kann man sich dann in einer Vorschau im Webshop anschauen und noch weitere Kissen zusammenstellen. So besteht die Möglichkeit, sich aus den Buchstabenkissen ganze Namensketten zusammenzustellen und dann zu schauen, ob die Farben harmonieren.

Der Kissenkonfigurator; Foto: Carokissen

ZV: Man kann also die Kissen auch zusammenknüpfen?

CB: Ja, genau, das ist die Besonderheit unserer Kissen. Die Kissen haben auf allen vier Seiten kleine Knopfbändchen. So lässt sich eine ganze Kette bilden, bei der man aus den Buchstabenkissen wie beim Scrabble Wörter oder Botschaften bilden kann.

ZV: Zu welchen Anlässen werden diese Kissen gekauft?

CB: Die Kissen wurden zunächst als Geschenk zur Geburt von Taufpaten, Familienangehörigen und Omas gekauft. Ich habe aber schon oft erlebt, dass unsere Kissen mit einer Familie wachsen: Das erste Kissen ist das Ringkissen für die Hochzeit, an das dann die jeweiligen Taufkissen der Kinder geknüpft werden können. Das zu beobachten ist sehr schön.

Mit unseren anderen Produkten erweiterte sich auch unser Kundenkreis: Die Fahrradtaschen und die Sättel werden natürlich primär von Fahrradfahrern gekauft, die Wundertüten und der Schmuck aber von sehr vielen verschiedenen Menschen. Diese Kunden verbindet, dass sie nichts von der Stange kaufen wollen. Sie mögen vielmehr bunte, persönliche Geschenke, die individuell für sie und vor allem sozial produziert wurden.

ZV: Wie kamen Sie auf die Idee mit den Kissen?

CB: Nach meinem Studium der Kulturwissenschaften habe ich mich mit der Entwicklung eines neuen Textilprodukts beschäftigt. Die Kissen sind eher zufällig bei meinen Nähversuchen entstanden, als ich selbst ein Geschenk für neugeborene Babys suchte. Die Beschenkten waren alle total begeistert. So ging das los. Bis heute hat sich Carokissen viel stärker und weiter entwickelt, als ich damals dachte.

Ei(n) Carokissen; Foto: Carokissen

ZV: Wie werden die Kissen produziert?

CB: Fast alle unserer Produkte werden von Menschen mit Handicap in Deutschland hergestellt. Das sind in erster Linie Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung. Ich musste feststellen, dass das ein mitunter tabuisiertes Thema ist. Chronisch psychisch kranke Menschen benötigen in ihren Einrichtungen tagesstrukturierende Maßnahmen. Deshalb kooperieren wir mit unterschiedlichen Werkstätten hier in der Region. Für uns bedeutet das nicht nur kurze Transportwege, sondern auch die Möglichkeit, den persönlichen Kontakt zu pflegen. Diejenigen Personen, die unsere Kissen nähen, unterschreiben immer auf einem Etikett. Es ist sehr schön in den Gesprächen zu sehen, wie sich diese Personen mit dem Produkt identifizieren. Obwohl sie nicht inmitten unserer Gesellschaft leben, haben sie so doch die Möglichkeit, sich als Teil unserer Gesellschaft zu fühlen.

ZV: Welche Herausforderungen gab es beim Aufbau einer solchen Kooperation?

CB: Der Aufbau der Produktion war nicht immer einfach. Es dauerte, bis wir geeignete Partner gefunden hatten, mit denen die Produktion in der gewünschten Qualität machbar war. Und man kann natürlich auch nicht erwarten, dass die Personen, die die Kissen produzieren wie in der Serienproduktion im Akkord arbeiten. Das erforderte viel Geduld, aber jetzt funktioniert es gut. Ich bin immer auch an weiteren Kooperationspartnern interessiert.

ZV: Was sind Ihre Tipps für gutes Marketing?

CB: Es kommt sicherlich auf einen guten Mix der Marketingmaßnahmen an und dieser Mix ist wiederum von dem entsprechenden Produkt abhängig. Bei Geschenkartikeln kann man anders vorgehen als wenn jemand Schrauben verkaufen möchte. Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig und natürlich Suchmaschinenoptimierung, Advertising und die Pflege der eigenen Social-Media-Kanäle. Das ist manchmal ziemlich viel, man kann nicht alle Kanäle gleichzeitig bedienen. Aber wie gesagt: Der bunte Mix macht’s.

ZV: Was mögen Sie an Mannheim?

CB: Mannheim ist bunt und quadratisch – genau wie meine Kissen. Mannheim hat die perfekte Größe, liegt an zwei Flüssen und ist sehr gut verkehrstechnisch angebunden. Und vor allem: Mannheim ist meine Heimat.

 

Carolin Bleisteiner

Carokissen

Pozzistr. 8

68167 Mannheim

www.carokissen.com

info@carokissen.com

Beitragsbild: Carokissen