Der Andere Park

Foto: Volker Schwarz

Die Konversionsflächen in Heidelberg gehören zu den städtebaulich interessantesten Gebieten. Im Bereich der ehemaligen Campbell Baracks wird ein besonderes Projekt verwirklicht: Der Andere Park. Zeitenvogel sprach mit Volker Schwarz (Landschafts- und Forstamt der Stadt Heidelberg) über die spezifischen Herausforderungen des Projektes, die Gestaltung von Dazwischenräumen, ein Preisgericht und die Vernetzung eines Parks in die weitere Landschaft.

ZV: Herr Schwarz, Sie sind Leiter der Abteilung Grünanlagen im Landschafts- und Forstamt Heidelberg. Wie kamen Sie in diese Abteilung?

VS: Als Landschaftsarchitekt und gelernter Gärtner arbeitete ich in verschiedenen Planungsbüros, war dann als Landschaftsarchitekt selbstständig tätig und hatte vor 10 Jahren das Glück, mich erfolgreich auf eine Stellenausschreibung als Abteilungsleiter der Abteilung Grünanlagen beim Landschafts- und Forstamt in Heidelberg zu bewerben. Damals wusste man noch nichts von den Konversionsflächen, die amerikanischen Streitkräfte waren hier noch fest etabliert. Mittlerweile gibt es in Heidelberg so viele hochinteressante und wichtige städtebauliche Entwicklungen, dass sich unser Arbeitsalltag doch stark geändert hat. Jeder Tag verlangt nach neuen, kreativen Lösungen.

ZV: Ein Projekt, das diese Kreativität in besonderem Maße fordert, ist der Andere Park. Um was handelt es sich bei diesem Anderen Park?

VS: Der Andere Park ist ein großer zusammenhängender Freiraum auf dem Gelände der ehemaligen Campbell Barracks in der Heidelberger Südstadt. Er umfasst eine Fläche, die in etwa so groß ist wie die öffentliche Grünfläche in der Bahnstadt am Zollhofgarten und entlang des Langen Angers. Der Andere Park soll zu einem außergewöhnlichen Ort werden: Eine hochwertige Grünanlage für alle Bürger in Heidelberg, ein Ort des Wissens und ein Ort der Kultur. Ein vormals militärisch genutzter Raum soll jetzt in eine zivile Nutzung überführt werden. Dieses wichtige Heidelberger Projekt der Internationalen Bauaustellung (IBA) wird im Rahmen des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ mit circa sechs Millionen Euro bezuschusst.

ZV: Was sind die besonderen Herausforderungen dieses Projektes?

VS: Da sind zunächst die besonderen organisatorisch-strukturellen Herausforderungen. Als federführendes Amt sind wir für dieses Projekt verantwortlich. In den letzten Jahren hatten wir kaum Neubauprojekte in diesem Umfang. Das heißt, wir mussten kurzfristig entsprechende personelle Ressourcen erst aufbauen. Hinzu tritt der Zeitdruck: Die Mittel aus der Bundesförderung müssen bis 2020 verausgabt werden. Und schließlich gibt es auch einen hohen inhaltlichen Anspruch: Wir wollen die Inhalte aus der Bürgerbeteiligung, die dazu führte, dass das Projekt in hohem Maße akzeptiert wird, erfolgreich umsetzen. Die enge Vernetzung mit den anderen Akteuren – zum Beispiel die künftigen Nutzer der Campbell Barracks, weiteren städtischen Ämtern, engagierten Bürgern und der IBA – ist hierfür besonders wichtig.

ZV: Wie war der Gang des bisherigen Verfahrens?

VS: 2012 begann die Masterplanung für die Südstadt. Die Freiraumplanung hatte bereits damals einen besonderen Stellenwert. Über die IBA reichten wir einen Antrag auf Bundesförderung für das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ ein. Als dieser Antrag genehmigt wurde, nahm unser Vorhaben konkrete Formen an.

Wir haben uns dann entschieden, ein besonderes Wettbewerbsverfahren durchzuführen. In einer ersten Phase fand ein Wettbewerb statt, an dem sich renommierte Büros aus Deutschland, der Schweiz, Belgien und Spanien beteiligten. Zehn Büros wurden vorausgewählt, weitere 20 Büros konnten sich über ein Beteiligungsverfahren einbringen Insgesamt 23 Büros reichten ihre Entwürfe ein. Das Preisgericht unter Beteiligung eines Expertenkreises ausgewiesener Landschaftsarchitekten, dem auch Vertreter der IBA und städtischer Fachämter sowie Vertreter des Arbeitskreises Südstadt angehörten, wählten im Sommer 2017 sieben Entwürfe aus. Diese Gremium erarbeitete anschließend auch eine spezifizierte Aufgabenstellung, anhand derer die sieben Büros ihre Entwürfe in einer zweiten Stufe weiterentwickeln sollten. Am 25. und 26. Januar 2018 entschied das Preisgericht abschließend über diese Entwürfe. Nach intensiven Diskussionen wurden drei Büros für ihre Entwürfe mit Preisen ausgezeichnet.

ZV: Was waren die wichtigsten Kernforderungen an die Entwürfe in der zweiten Runde?

VS: Die Kernforderungen betrafen zunächst die Präzisierung der Gesamtidee: Was genau stellten sich die Büros unter dem Anderen Park vor? Hinzu traten konkrete Forderungen an den Umgang mit den bereits gesetzten Baufeldern, etwa der Praxishochschule, die am Paradeplatz und Torhaus einzieht, der Wohn- und Gewerbebebauung über den dialogischen Wettbewerb und dem Karlstorbahnhof. Besonders wichtig war uns die qualitativ hochwertige Gestaltung der sogenannten Dazwischenräume zwischen den großen zentralen Freiflächen (Park an der Kommandantur, Paradeplatz, Torhausplatz und Reitplatz).

Ein weiterer wichtiger Punkt waren Vorschläge der Büros für die Verbesserung der Situation an der Römerstraße und den dortigen Übergängen. Hinzu traten Fragen der Gestaltung des Baumbestands und des Umgangs mit den Relikten der militärischen Nutzung. Last but not least war auch die Frage der kuratorischen Begleitung und die phasenweise Planungsrealisierung im gesetzten Zeitrahmen durch die Büros von großer Bedeutung.

ZV: Was zeichnet Ihrer Meinung nach den Siegerentwurf aus?

VS: Sehr gut gelungen ist bei dem Siegerentwurf des Schweizer Büros Vulkan die Vernetzung des Anderen Parks mit der direkten Umgebung in der Südstadt, aber auch mit der weiteren Landschaft. Vulkan hat die spezifizierten Anforderungen sehr genau beachtet und ist sehr sensibel und analytisch an die Aufgabenstellung herangegangen.

Bereits in der ersten Phase der Planungen hat Vulkan gezeigt, wie umfassend, aber zugleich flexibel sie planen – Module und Abschnitte lassen noch Spielraum um auf weitere Ideen der Nutzer einzugehen. Besonders gut gefiel mir, dass keine der künftigen Nutzergruppen ausgegrenzt wird. Ich habe zu meinen Fragen stets Antworten gefunden, zum Beispiel beim Thema Spielflächen, die in diesem Entwurf allen Altersgruppen offenstehen. Bei aller Flexibilität ist das Konzept zugleich aber so konkret, dass wir als Amt rasch eine Entwurfs- und Ausführungsplanung der einzelnen Abschnitte entwickeln können. Das zeigt sich insbesondere beim Umgang von Vulkan mit Themen der Nachhaltigkeit, zum Beispiel beim Umgang mit Oberflächen- und Regenwasser.

ZV: Was sind jetzt die nächsten Schritte?

VS: Die nächsten Schritte sind zeitlich eng getaktet. Wir bereiten jetzt die Vergabe des Planungsauftrages vor. Die drei Siegerbüros werden im März 2018 zu Vergabegesprächen eingeladen. Nachdem der Planungsauftrag vergeben ist, müssen wir Arbeitspakete bilden und vorbereitende Arbeiten an den zuerst zu bebauenden Flächen ausführen. 2019 und 2020 werden wir ähnlich flott fortfahren: Ausführungsplanung, Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen, abschnittsweise Durchführung der Baumaßnahmen. Eine besondere Herausforderung ist, dass sich die verschiedenen Baumaßnahmen gegenseitig nicht behindern dürfen. Dies ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten.

ZV: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Volker Schwarz

Landschafts- und Forstamt der Stadt Heidelberg

Leiter der Abteilung Grünanlagen

Weberstraße 7

69120 Heidelberg

www.heidelberg.de

volker.schwarz@heidelberg.de

Beitragsbild: Landschafts- und Forstamt der Stadt Heidelberg