Auf der Spur der guten Weine

Foto: Stefan Beyerle

Die Metropolregion Rhein-Neckar produziert hervorragende Weine. Die Spürnasen haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Weine zu finden. Zeitenvogel sprach mit Stefan Beyerle über die Weintrends der letzten Jahre, neue Verpackungsarten und den Weinkonsum in Skandinavien.

ZV: Herr Beyerle, wer sind die Spürnasen?

SB: Die Spürnasen sind Steffen Michler und ich, Stefan Beyerle. Wir lernten uns auf einer Hochzeit kennen, als wir zufällig an einem Tisch nebeneinandersaßen. Recht rasch stellten wir fest, dass wir uns beide für Wein interessieren – Steffen war in der Sommelier-Education tätig, ich kam eher von der kaufmännischen Seite. Wir hatten die gleiche Philosophie und blieben in Kontakt.

ZV: Wie kamen Sie auf den Namen „Spürnasen“?

SB: Wir suchten einen Namen, der zum Ausdruck bringt, dass wir auf der Suche nach guten Weinen sind. Wir spüren wie Detektive in den Weinkellern verborgene Schätze auf. So sind wir auf den Namen „Spürnasen“ gekommen. Zunächst hatten wir an „Supernasen“ gedacht, aber das kam in unserem Bekanntenkreis nicht gut an (lacht).

ZV: Was ist Ihre Geschäftsidee?

SB: Wir sind selbst keine Winzer, wissen aber, was gute Weine auszeichnet. Zunächst betreuten wir verschiedene Winzer bei der Weinabstimmung. Das waren meist junge Winzer, die frisch von einer Wein-Hochschule kamen, aber noch keinen großen Kundenstamm hatten. Sie produzierten zwar hervorragende Qualität, verkauften aber nicht genügend Wein. Der übriggebliebene Wein ging früher meist an den nächstgrößeren Nachbarn. Wir kamen auf die Idee, diese Weinbestände zusammen mit den Winzern selbst zu vermarkten. Unsere Geschäftsidee war in den vergangenen fünf Jahren so erfolgreich, dass wir mittlerweile keine Restbestände mehr verkaufen, sondern Aufträge über bestimmte Volumina erteilen. So arbeiten wir mittlerweile mit sechs Winzern zusammen.

ZV: Woher stammen die von Ihnen angebotenen Weine?

SB: Unser wichtigstes Standbein ist die Pfalz, hinzu treten Rheinhessen und Baden. Aus diesen Regionen beziehen wir Riesling und Spätburgunder. Hin und wieder haben wir aber auch Weine aus Spanien und Südafrika im Angebot.

ZV: Was hat sich beim Wein in Deutschland in den letzten Jahren verändert?

SB: In Deutschland lässt sich sehr gut beobachten, dass vor allem junge Winzer eine Qualitätsstrategie verfolgen. Viele der deutschen Rieslinge erzielen auf Auktionen Höchstpreise, das Know-how ist heute sowohl bei Produzenten als auch bei Konsumenten hoch. Früher war Liebfrauenmilch im Ausland das Synonym für deutschen Wein. Diese sehr süße Massenproduktion hat den deutschen Wein Reputation gekostet. Mittlerweile ist deutscher Wein im Ausland wieder sehr geachtet, gerade in den USA, vor allem aber in Skandinavien.

ZV: Was zeichnet Ihre Weine aus?

Bag-in-Box; Foto: b liquids GmbH

SB: Wir bevorzugen eher leichte, nicht zu komplizierte Weine mit geringerem Alkoholgehalt. Was uns immer am Herzen liegt, ist die Nachhaltigkeit. Deshalb konzentrieren wir uns auf Weinschläuche (Bag-in-Box). In Deutschland werden Weinschläuche immer ein bisschen stiefmütterlich behandelt. Sicherlich wird auch sehr viel schlechter Wein in Weinschläuche abgefüllt. In unseren Schläuchen finden Sie aber sehr gute, zum Teil prämierte Weine.

ZV: Weshalb bieten Sie Weinschläuche an?

SB: Ich denke, dass Weinschläuche umso wichtiger werden, je mehr Wein über Onlinekanäle vertrieben wird. Viele Kunden kaufen heute nichtmehr beim Weingut in der Nachbarschaft, sondern bestellen bei Onlinehändlern. Auf dem Transport ist Glasbruch ein großes Problem. Weinschläuche minimieren die Gefahr des Transportschadens, die Retourenquote ist sehr niedrig.

Weinschläuche haben aber auch eine bessere Umweltbilanz als Glasflaschen. Im Weinbereich werden Einwegflaschen gebraucht. Für die Fertigung und das Recycling ist sehr viel Energie notwendig. Darüber hinaus sind die Glasflaschen sehr schwer – beim Transport ergibt sich so eine sehr schlechte CO2-Bilanz. Wir produzieren Weinschläuche von 2,25 Litern – das entspricht dem Fassungsvermögen von drei regulären Weinflaschen, die Weinschläuche wiegen aber nur so viel wie zwei reguläre Glasflaschen. Darüber hinaus sind unsere Weinschläuche – weil sie innen nicht mit Aluminium beschichtet sind – zu 100 Prozent recyclebar.

ZV: Wie lange hält sich der Wein in den Schläuchen?

SB: Sobald Sie den Weinschlauch öffnen, können Sie den Wein vier Wochen konsumieren – der Schlauch zieht sich zusammen und es kommt keine Luft an den Wein. Eine normale Weinflache ist nach zwei Tagen nicht mehr so gut genießbar. Natürlich ist so ein Weinschlauch nichts für eine jahrelange Lagerung im Weinkeller. Der Wein in den Schläuchen ist aber gut ein bis zwei Jahre haltbar. Die meisten Kunden lagern den Wein aber eh nicht jahrelang ein, sondern kaufen sich Weinflaschen, die sie nach ein bis zwei Wochen trinken.

ZV: Sie bieten auch Weingelee an. Worum handelt es sich dabei?

Weingelee; Foto: b liquids GmbH

SB: Weingelee – also ein aus Wein gekochtes Gelee – ist vor allem im südwestdeutschen bzw. im italienischen und französischen Raum ein Begriff. Wir haben versucht, das Weingelee sortenrein herzustellen, aus Riesling und Spätburgunder. Weingelee kann man zum Frühstück aufs Butterbrot streichen oder zu Wild genießen wie Preiselbeeren oder aber zu Käse wie Feigensenf. Weingelee verfügt über einen kleinen Restalkoholgehalt – dafür ist es dann aber auch ein leicht beschwingtes Frühstück (lacht).

ZV: Was hat es mit Jolie Carton auf sich?

SB: Jolie Carton entstand, als wir uns fragten, wer in Deutschland unsere Weinschläuche kauft. Wir kamen zu dem Schluss, dass das zu 70 Prozent Frauen sind und wir wollten unser Produkt diesem Kundinnenkreis noch näherbringen. Zusammen mit einer Berliner Künstlerin gestalteten wir unsere Weinhandtasche. Die Nachfrage war sehr gut und so ist der „hübsche Karton“ entstanden. Jolie Carton enthält eher restsüßeren Wein, gut geeignet für ein Picknick oder einen geselligen Abend.

Jolie Carton; Foto: b liquids GmbH

ZV: Sie haben aber auch eine andere Form der Verpackung im Angebot, die sich insbesondere für den Outdoor-Bereich eignet.

SB: Ja, denn ein weiterer wichtiger Kundenkreis unserer Weine sind Segler und Camper. Gerade Segler wollen aus Sicherheitsgründen kein Glas an Bord haben und suchen immer nach einer platzsparenden Lösung. Sie mochten unsere Weinschläuche, wünschten aber eine hochwertigere Lösung für die den Weinschlauch einschließende Kartonhülle. Deshalb entwickelten wir unsere Weintasche Vinopren: Man kann den Weinschlauch aus der Originalverpackung nehmen, in diese Textil-Tasche einsetzen und sie auch in den Kühlschrank zum Kühlen tragen. Die Tasche verkauft sich sehr gut.

Vinopren; Foto: b liquids GmbH

ZV: Eine letzte Frage: Was sind die Weintrends 2018?

SB: Mit Trends ist es immer etwas schwierig (lacht). Ein Weintrend der letzten Jahre war nachhaltige Produktion. Nachhaltige Produktion ist nicht gleichzusetzen mit Bio-Produktion. Unsere Weine sind zu 70 Prozent Bio-zertifiziert. Bio-Zertifizierung hat unbestrittene Vorteile, ist aber auch sehr teuer und gerade kleinere Winzer können sich diese häufig nicht leisten. Man kann aber auch bei konventionellem Weinbau viel für eine nachhaltige Produktion tun, zum Beispiel weniger Pflanzenschutzmittel gebrauchen. Stattdessen pflanzt man bestimmte Pflanzen zwischen den Weinstöcken an, die Insekten anziehen, die wiederum Schädlinge bekämpfen.

Der zweite Trend, den wir in den vergangenen Jahren feststellen, sind filigrane, nicht allzu alkoholhaltige Weine. Diese Weine sind von sehr guter Qualität, obwohl sie nicht mehr so voluminös sind, dass man nach einem Glas bereits „satt ist“.

ZV: Vielen Dank für das Gespräch.

Foto: b liquids GmbH

 

Dipl.-Kfm. Stefan Beyerle

Geschäftsführer der b liquids GmbH

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