Crowdfunding und Crowdinvesting

Digitalisierung, Start-up, Crowdfunding – ein Dreiklang, der mittlerweile vertraut geworden ist. Gutes tun, mit anderen mehr bewegen, ein bisschen Gründer sein ohne zu gründen, Unabhängigkeit von herkömmlichen Wegen der Kapitalbeschaffung – die Motive der Anleger sind ebenso vielfältig wie die Gründe für den Erfolg dieser Finanzierungsart. Bei aller Begeisterung gilt es jedoch einen kühlen Kopf zu bewahren – auch beim Crowdfunding und insbesondere beim Crowdinvesting geht es um Geld und den notwendigen Erfolg von Unternehmensmodellen.

Was ist Crowdfunding? Und was ist Crowdinvesting?

Die beiden Bestandteile des Wortes Crowdfunding weisen bereits auf die beiden wichtigsten definitorischen Elementehin: Eine Menschenmenge (crowd) finanziert ein bestimmtes Projekt (funding), ein Produkt oder eine Geschäftsidee. Crowdfunding zielt eher auf Nischen-Projekte, Crowdinvesting zielt auf Unternehmen und Immobilien

Zu den sogenannten Aktionen der Schwarmfinanzierung – ein Synonym für diese Form des funding – wird meist auf Internetplattformen aufgerufen. Bevor eine Aktion startet, muss eine Mindestkapitalmenge durch die Anleger fremdfinanziert werden. Die Unternehmer erhalten so Eigenkapital oder „dem Eigenkapital ähnlichen Mitteln, in Deutschland zumeist in Form partiarischer Darlehen oder stiller Beteiligungen“ (Wikipedia). Die Kommunikation zwischen den Geldgebern und den Unternehmern findet im Normalfall über die jeweilige Plattform statt. Die Gelder sind zweckgebunden, weitere gesetzliche Regelungen bestehen allerdings nicht. Das kann insbesondere beim Crowdinvesting für die Anleger problematisch werden.

Vorteile von Crowdfunding/Crowdinvesting für Unternehmer

Das Crowdfunding Infoportal der Handelskammer Hamburg verdeutlicht Vor- und Nachteile des Crowdfunding für die jeweiligen Unternehmer. Positiv zu vermerken ist:

1. Ein Erfolg der Finanzierungs-Aktion kann als ein gelungener Markttest des Projektes gelten,

2. Multiplikatoren können gewonnen werden, die ein Interesse an dem Gelingen des Projektes haben und wertvolles Feedback geben können. Darüber hinaus können auch

3. Projekte finanziert werden, die auf herkömmlichem Wege keinen Kredit erhalten.

Nachteile von Crowdfunding/Crowdinvesting für Unternehmer

Hier beginnen aber auch die Probleme.

1. Die Finanzierung findet nicht im Besprechungsraum einer Bank statt, sondern vor den Augen der Öffentlichkeit. Ein Scheitern der Finanzierung oder des Geschäftsmodells kann die eigene Reputation gefährden.

2. Wie bei allen Formen der Social Media erfordert auch eine Crowdfinanzierungs-Kampagne einen hohen Betreuungsaufwand und das ständige Feedback kann für die eigene unternehmerische Tätigkeit auch nicht immer hilfreich sein.

Hinzu tritt 3. das Widerrufsrecht der Investoren im Zuge des Fernabsatzrechts gem. § 312 Abs. 1 und 2 BGB: Diese können ihre Entscheidung in den ersten zwei Wochen nach der Zusage widerrufen.

Auch müssen 4. die Gesamtkosten der Finanzierung bedacht werden: Die Plattformen verlangen meist 3 bis 10 Prozent des Finanzierungsbetrags als Provision, hinzu können Kosten für Kampagne und Betreuung der Anleger treten sowie Zinsen, Gewinnbeteiligungen und ähnliches.

Crowdinvesting und Anleger

Bereits in unserem Interview über gute Formen der Geldanlage hat Hartmut Walz „eine gesunde Skepsis gegenüber diesen Finanzierungsformen“ angemahnt. Finanztest nennt einige Punkte, die es zu beachten gilt: Anleger beteiligen sich an Unternehmen und Projekten für Jahre, sie haben häufig keine Mitspracherechte und die Rendite ist meist ungewiss. Im schlimmsten Fall kann der Einsatz verloren gehen. Deshalb gelte es besonders zu beachten: 1. Je höher die Rendite, desto höher im Normallfall das Risiko und 2. neu gegründete Unternehmen mit unerfahrenen Gründern können hohe Risiken bergen.

Hartmut Walz hatte in unserem Interview bereits einen wichtigen Satz formuliert: „Finanzierung hat immer etwas mit asymmetrischer Information zu tun“. Dieses Informationsgefälle zwischen Kapitalnehmer (viel Information) und Kapitalgeber (weniger Information) sollten Anleger bei allen Entscheidungen bedenken.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung wies in einem Artikel auf mögliche Risiken des Crowdinvestments für Kleinanleger hin: So würden Immobilienprojekte häufig deshalb über Crowdinvesting finanziert, weil Banken und Projektentwickler die Risiken nicht tragen wollten. Es finde meist keine Preisbildung über den Markt statt. Und: Das Standardinvestmentmodell sei ein nachrangiges Darlehen, im Insolvenzfall erhielten dann erst alle anderen Gläubiger ihr Geld.

Fazit

Crowdfunding und Crowdinvesting helfen Projekte und Unternehmen zu verwirklichen, die keine herkömmlichen Formen der Finanzierung in Anspruch nehmen können oder wollen. So können großartige Aktionen realisiert werden. Zugleich sollte ein Investor aber – insbesondere, wenn er größere Summen einbringt – stets auch die Risiken dieser Anlageform bedenken.

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