Dauerhafte Bewusstseinsbildung

Hochwasserereignisse geraten schnell in Vergessenheit. Umso wichtiger ist es, das Bewusstsein für die Gefahren immer wieder aufzufrischen. Diese Aufgabe nimmt das Hochwasserschutzforum Rhein-Neckar seit 15 Jahren wahr.

Am gestrigen Dienstag (21.11.2017) diskutierte das Forum in der IHK Rhein-Neckar (Mannheim) über die Folgen des Klimawandels, die Regelungen des Hochwasserschutzgesetzes II und die Fragen des betrieblichen Hochwasserschutzes.

Dr. Paul Becker (Deutscher Wetterdienst, Offenbach) steckte den Rahmen für aussagekräftige Klimaprognosen ab und verdeutlichte die Folgen des Wandels: eine Zunahme der Temperaturen und der Temperaturmaxima sowie eine zunehmende Häufigkeit extremer Tages-Niederschläge. Er forderte eine andere Kultur im Umgang mit Starkregenereignissen, vermittelt durch Schule und Ehrenamt.

Gregor Grassl (Drees & Sommer Advanced Building Technologies, Stuttgart) schloss hieran an: Die Einheit des „ankommenden Klimawandels“ sei nicht CO2, sondern H2O. Entsprechend gelte es bei der Stadtplanung stärker als bisher integral und disziplinenübergreifend zu denken. Nur so könnten Städte die Zunahme der Veränderungsgeschwindigkeit und die hieraus resultierenden Herausforderungen der Infrastruktur bewältigen.

Dr. Ing. Klaus Piroth (CDM Smith Consult GmbH) warf einen Blick auf das Hochwasserrisikomanagement in Gewerbe und Industrie und plädierte dafür, bei entsprechenden Planungen gleichzeitig gegen Flusshochwasser und Starkregenereignisse Vorsorge zu treffen.

Ministerialrat Dr. Frank Hofmann (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Bonn) klärte über die Neuregelungen des Hochwasserschutzgesetzes II auf, die unter anderem enteignungsrechtliche Regelungen, Bevorratung von Rückhalteflächen, bauliche Schutzvorschriften, Risikogebiete außerhalb von Überschwemmungsgebieten, Heizölverbraucheranlagen sowie die Änderung der Verwaltungsgerichtsordnung betreffen.

Corinna Gall (Uniwasser GmbH, Kaiserslautern) beleuchtete die Hochwasservorsorge in Risikogebieten außerhalb von Überschwemmungsgebieten: Strategien des vertikalen Ausweichens (erhöhtes Bauen), Strategien des Widerstehens/der Resistenz (Abschottung/Abschirmung von Gebäuden) sowie Strategien der Anpassung/Resilienz (z.B. kontrolliertes Fluten von Kellerräumen zum Schutz vor einem Bruch der Gebäudesohle.

Dr. Juliane Albrecht (Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden) referierte die Erfahrungen, die Sachsen mit Hochwasserentstehungsgebieten sammelte und verdeutlichte die Synergien mit anderen Umweltzielen.

Ulrich Androsch (Gewässerverband Bergstraße, Lorsch) lieferte anhand der Weschnitz ein Beispiel für die gelungene Renaturierung historischer Gewässerläufe.

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