Die vernetzte Stadt

Bereits zum 36. Mal fand am gestrigen Dienstagabend der FEIERABEND statt. FormAD e.V. hatte zusammen mit Urban Innovation – Stadt neu Denken e.V. in die Kurfürstenanlage 58 geladen, um mit Stephan Frenzel (Kybeidos GmbH) und Hartmut Gündra (GeoNet.MRN) über den urbanen Datenraum zu diskutieren.

Ein solcher urbaner Datenraum, das wurde bereits in der Einleitung der Moderatorin Stephanie Sommer deutlich, ist die Voraussetzung für die Vision einer „vernetzten Stadt“. Was aber ist der urbane Datenraum? Wie sieht eine Infrastruktur und ein Transaktionsrahmen aus, der die Datenrechte wahrt und gleichzeitig Möglichkeiten für innovative Kommunikations- und Dienstleistungsprozesse ermöglicht?

Vom Industrial Data Space zum Urban Data Space

Stephan Frenzel legte in seinem Vortrag die theoretischen Grundlagen. Er übertrug die Konzeption des Industrial Data Space auf den städtischen Bereich. Das Konzept des Industrial Data Space wurde unter Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelt, um Unternehmen in einem sicheren Datenraum die souveräne Bewirtschaftung ihrer Datengüter zu ermöglichen. Datensouveränität und Datenökonomie sind also die entscheidenden Stichpunkte. In einer solchen Architektur haben alle Daten einen Eigentümer und einen Verwendungszweck. Der auf einer föderalen Infrastruktur beruhende Data Space fungiert als Treuhänder der Daten. Frenzel zog das Fazit, dass Digitalisierung allgegenwärtig, aber kein Selbstzweck sei. Die Wirtschaft sei zwar die treibende Kraft. Politik und Gesellschaft seien aber gefordert, die gegebenen Versprechen einzulösen.

Auf dem Weg zur Modellregion der Digitalisierung

Hartmut Gündra präsentierte in seinem Vortrag hingegen konkrete Anwendungsfälle. Entsprechend seinem Verständnis von der Geographie als systematisches Denken mit interdisziplinären Ansätzen spannte er den Bogen weit über den Fundus der Projekte: vom digitalen Erlebnisraum der Rhein-Neckar-Region über die bedarfsgerechte Radnetzplanung und den Weg zum digitalen Straßenraum bis hin zum Planen und Bauen 4.0. Deutlich wurden vor allem zwei Punkte: Wie wichtig Geoinformationen für die Stadt von morgen sind und dass Digitalisierung sehr viel mehr ist als rascher Breitbandausbau.

Datenschutz und Rechtsraum

Die Diskussion zeigte, wie stark die angerissenen Themen das Publikum bewegten: Die Fragen kreisten um die Verantwortung der Unternehmen für ihre datenhungrigen Produkte, die Möglichkeiten, Datenschutz überhaupt noch gewährleisten zu können, die Wechselbeziehung zwischen Datenökonomie und Eigentumsfragen, die Lücke der Datenschutzgesetzgebung hinsichtlich Industrie 4.0 sowie um die Parallelen zwischen urbanem Datenraum und Rechtsraum.

Ein Video des Abends findet sich hier.

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