Energiewende: Sieben Empfehlungen zum Gelingen

Zusammenfassung der Empfehlungen zum Gelingen der Energiewende

 

1. Technologieoffenheit oder klare Vorgaben

 

Die richtige Balance finden. Für das Gelingen der Energiewende ist langfristige Technologieoffenheit ein wichtiger Grundsatz. Es stellt sich jedoch die Frage, ob das neue Klimaschutzgesetz durch den erhöhten Zeitdruck bei der Umsetzung der Energiewende der Technologieoffenheit nicht de facto deutliche Grenzen setzt. Die erforderlichen Infrastrukturplanungen verlangen klare Richtungsentscheidungen, und das Portfolio an Technologien, die bis 2030 schnell und stark ausgebaut werden können, ist begrenzt. Die Politik muss daher den Mut haben, langfristig offen für neue Technologien zu sein, kurzfristig aber die etablierten, schnell verfügbaren Technologien zielgerichtet und mit Nachdruck zu fördern.

 

2. Energiepreise

 

Mit grundlegenden Reformen Sektorenkopplung fördern, sowie Sozialverträglichkeit und Wettbewerbsfähigkeit sichern. Hohe Strompreise behindern derzeit den Ausbau der Sektorenkopplung und sollten über eine Reduzierung der staatlich induzierten Energiepreisbestandteile wie der EEG-Umlage und gegebenenfalls der Stromsteuer gesenkt werden. Dies könnte gleichzeitig einkommensschwächere Haushalte entlasten.

 

3. Erneuerbare Energien

 

Ein stark beschleunigter Ausbau von Wind- und Solarenergie ist das Rückgrat der Energiewende. Die heutige Ausbaugeschwindigkeit ist nicht ausreichend, um die Klimaziele zu erreichen. Die Ausschreibemengen für Onshore-Wind sollten auf 6-8 GW/a und des PV-Zubaus auf 8-16 GW/a erhöht werden. Der Ausbau von Onshore-Wind sollte zudem durch die Ausweisung von mehr Flächen und einer Verbesserung des Genehmigungsprozesses beschleunigt werden.

 

4. Wärmewende

 

Sanierung, Wärmepumpen und Wärmenetze als Schlüssel zu einem klimaneutralen Gebäudebestand. Dementsprechend sollte bis 2045 sowohl die Sanierungsrate als auch die Sanierungstiefe deutlich gesteigert, 6 Mio. Wärmepumpen installiert und die Ausbaurate von Nah- und Fernwärme um das Dreifache gesteigert werden – bei der Fernwärme mit besonderem Fokus auf hohe Anteile von Wärmepumpen, Solar- und Geothermie, Abwärme, sowie Biomasse.

 

5. Industriewende

 

Ein klarer Rahmen ermöglicht der Industrie Investitionen in CO2-neutrale Produktionstechniken. Ohne diesen können Investitionen in neue Anlagentechnik wie zum Beispiel die Umstellung der Stahlherstellung auf wasserstoffbasierte Verfahren oder die Elektrifizierung der Bereitstellung von Prozesswärme derzeit nicht getätigt werden. Zur Minderung der Emissionen in der Zementindustrie und anderer Prozesse sollte die Politik auch Perspektiven für die Abscheidung und Speicherung von CO2 erarbeiten.

 

6. Verkehrswende

 

Verkehrswende: CO2-armer Verkehr ist möglich, erfordert aber schnelles, klares und ehrgeiziges Handeln. Dazu zählt etwa eine schnelle Umstellung der Fahrzeugflotte auf emissionsfreie Fahrzeuge, die Einführung ambitionierter Flottengrenzwerte für Pkw und Lkw in Europa, die Einführung eines bundesweiten Tempolimits von 130 km/h auf Autobahnen oder ein rasanter Infrastrukturausbau, etwa bei der Schnellladeinfrastruktur für Elektro-Pkw und -Lkw.

 

7. Infrastrukturen

 

Energieinfrastrukturen brauchen Planungssicherheit und systemische Ansätze. Egal ob Stromnetze, Wärmenetze für urbane Räume oder Wasserstoff für die Industrie – viele Energiewende-Optionen benötigen Infrastrukturen. Es braucht eine klare Systementwicklungsstrategie über alle Sektoren hinweg, die Orientierung bietet und die langfristigen energie- und klimapolitischen Ziele im Blick behält. Für Transport- und Verteilnetze sind dabei sektorenübergreifende, integrierte Planungswerkzeuge und -prozesse erforderlich, auf deren Basis der effiziente Ausbau proaktiv umgesetzt werden kann.

 

Ein PDF des ausführlichen Papers steht hier zum Download bereit.

 

Quelle: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

 

 

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