Gemeinsam Lesen im Unternehmen

Foto: Neli Hoefke

Gestern Abend präsentierte Carsten Sommerfeldt seine Methode des Shared Reading® (SR) in der Stadtbücherei Heidelberg. Zeitenvogel sprach mit ihm über die Perspektiven, SR auch in Unternehmen sinnvoll einzusetzen.

ZV: Herr Sommerfeldt, inwieweit ist SR auch innerhalb von Unternehmen anwendbar?

CS: Wir sehen in SR eine Möglichkeit, Unternehmen bei der Potentialentfaltung ihrer Mitarbeiter und beim Teambuilding zu unterstützen, aber auch bei der Etablierung einer neuen Unternehmenskultur – hier ist das Stichwort Corporate Social Responsibility. SR kann eine Atmosphäre der Offenheit schaffen, ein zugewandtes Miteinander. Ein großer Themenbereich ist ebenso das Betriebliche Gesundheitsmanagement, das in vielen Unternehmen noch auf eine andere Art und Weise adressiert wird.

ZV: Kann man sagen, dass SR auch einen Gegenpol darstellt zur Digitalisierung bzw. Virtualisierung der Unternehmenskommunikation?

CS: Ja, das denke ich schon. Auch in Zeiten, in denen Arbeitsplätze anders aussehen als vor zehn oder zwanzig Jahren, wird der menschliche Faktor, das soziale Miteinander, niemals verschwinden. Unternehmen sprechen diese Tatsache unterschiedlich an. Egal in welcher Branche ein Unternehmen aber tätig ist, besteht aus meiner Sicht die Notwendigkeit kreativ zu sein. Obwohl SR aus der scheinbar merkwürdigen Literaturecke stammt, kann es hier sehr sinnvoll und nutzenstiftend eingesetzt werden.

ZV: Können Sie bereits Beispiele der Anwendung Ihrer Methode im Unternehmensbereich nennen?

CS: Wir haben bereits einige sehr ermutigende Gespräche mit Unternehmen in Berlin geführt. Dort entstehen rund um das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement neue Geschäftseinheiten. Für uns ist es sehr spannend und reizvoll, hier im Rahmen erster Pilotprojekte Erfahrung sammeln zu können. Uns ist aber wichtig, dass zunächst ein gewisses Verständnis dafür etabliert wird, was SR ist und wie es einem Unternehmen gelingen kann, es sinnvoll einzusetzen. Das ist ein Prozess. Ich habe das Gefühl, dass viele Unternehmen ganz grundlegende Transformationsprozesse vor sich haben. Nach einer längeren Phase, in der andere Ansätze im Vordergrund standen, wie etwa reine Achtsamkeit, gibt es vielleicht jetzt auch Neugier, etwas anderes auszuprobieren.

ZV: Mit welchem Aufwand haben Unternehmen bei der Einführung von SR zu rechnen?

CS: Wir laden Unternehmen ein, in welcher Form und Intensität auch immer, durch eigene Mitarbeiter oder unsere Facilitators, SR praktizieren zu lassen. Im Moment gibt es in Berlin einige Facilitators, die erfahren genug sind, um aus unserer Sicht eine entsprechende Intervention sinnvoll auszuüben. Deren Tätigkeit wird durch entsprechende Evaluationen begleitet, die für das jeweilige Unternehmen eine seriöse Beurteilungsgrundlage bereitstellen. Es braucht Zeit, bis SR in dem jeweiligen Unternehmen fest verankert ist. Uns ist wichtig, dass wir mit den jeweiligen Facilitators über einen gewissen Zeitraum die Methode verfeinern. Wir bieten deshalb auch Supervisionen und Workshops an. Denn unsere bisherige Erfahrung zeigt, dass gerade die Zeit nach der Ausbildung der Facilitators entscheidend dafür ist, ob die Ziele, die sich das Unternehmen von SR verspricht, auch erreicht werden können.

ZV: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Carsten Sommerfeldt

Gründer & Sozialunternehmer, Literarische Unternehmungen

c/o Impact HUB Berlin

Friedrichstraße 246

10969 Berlin

www.shared-reading.de