Fragen an die IHK: Digitalisierung 12

Foto: IHK Rhein-Neckar

Die Digitalisierung betrifft uns alle. Insbesondere die mittelständische Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. In dieser Reihe stellt Zeitenvogel Fragen zur Digitalisierung an Dr. Thilo Schenk (IHK Rhein-Neckar).

ZV: Herr Schenk, wie weit fortgeschritten sind die Digitalisierungsprozesse im Rhein-Neckar-Raum?

TS: Eine pauschale Aussage zum Stand der Digitalisierungsprozesse im Rhein-Neckar-Raum ist nicht möglich. Viele Aspekte zum Status der Digitalisierung der Unternehmen sind in einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) zusammengefasst, die im Auftrag der IHKs Rhein-Neckar, Pfalz und Darmstadt erstellt wurde.

Grundsätzlich verfügt die gesamte Metropolregion Rhein-Neckar über ein hervorragendes Potenzial. Der Branchenmix ist ausgesprochen vielfältig: Verarbeitendes Gewerbe, IT, Handel und Logistik sind hier sehr stark. Cluster, IT-Kompetenz der Anbieter und eine große Anzahl an potenziellen Kooperationspartnern in der Region bieten den Unternehmen gute Voraussetzungen für die digitale Transformation.

Mehr Informationen zu den spezifischen Anforderungen bei der Umsetzung der Digitalisierung finden sich in der genannten Studie. Aus meiner Sicht halte ich folgende Aspekte für den unterschiedlichen Digitalisierungsgrad bei KMU für relevant: Zum einen kommen branchentypische Faktoren zum Tragen. Der Großhandel war bereits frühzeitig gezwungen, Digitalisierungsprozesse aufzusetzen. In der Bank- und Versicherungsbranche erleben wir aktuell einen sehr starken Wandel durch die Digitalisierung. Im Einzelhandel, bei vielen Produktions- wie auch Dienstleistungsbetrieben, in Nischenbereichen und im Hotel- und Gastronomiebereich liegen hingegen noch ungenutzte Potenziale zur Digitalisierung.

Unterschiede bei den Digitalisierungsprozessen resultieren zum anderen aus dem jeweiligen Standort der Unternehmen. Der Vernetzungs- und Digitalisierungsgrad von Betrieben im ländlichen Raum ist nicht so stark ausgeprägt wie jener der Unternehmen in den Städten und deren „Speckgürteln“ im angrenzenden Umland. Dies ist vor allem eine Folge unterschiedlich gut ausgebauter Infrastruktur. Von besonderer Bedeutung ist der Breitbandausbau, für den sich die IHK Rhein-Neckar auf allen Ebenen bei Kommunen und Politik einsetzt. Darüber hinaus ist eine noch engere Verzahnung der regionalen Branchen und eine stärkere Integration der Hochschulstandorte Karlsruhe, Kaiserslautern und Darmstadt nötig. Entscheidende Bedeutung kommt der Förderung regionaler Start-ups, vor allem im IT-Bereich, zu. Sie weisen in der Regel höhere Digitalisierungsgrade auf und können als digitale Katalysatoren wirken.

 

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Dr. Thilo Schenk

Berater Technologietransfer & -kooperationen

Innovation, Umwelt, Energie

IHK Rhein-Neckar

Hans-Böckler-Straße 4

69115 Heidelberg

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