Mannheim transformiert das Gasnetz

Die MVV Energie AG hatte im vergangenen November angekündigt, bis Mitte des kommenden Jahrzehnts das Gas-Verteilnetz in Mannheim stillzulegen. Das hat bei Unternehmen zu vielen Fragen geführt, besonders bei Industriebetrieben. Denn sie benötigen Gas teilweise auch zur Bereitstellung von Prozesswärme oder als Rohstoff in der Fertigung. Um diese Fragen im Austausch mit der MVV zu klären, hatte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar Mitgliedsunternehmen zu einer Informationsveranstaltung am 29. Januar 2025 eingeladen. Von Seiten des Energieunternehmens sprachen unter anderem Technikvorstand Dr. Hansjörg Roll und Vertriebsvorstand Ralf Klöpfer mit den Unternehmensvertretern.
IHK-Präsident Manfred Schnabel begrüßte, dass die MVV das Thema frühzeitig aufs Tapet gebracht habe: „Die schrumpfende Zahl von Gaskunden ist ein Preistreiber, da die Kosten des Gasnetzes auf immer weniger Anschlüsse verteilt werden müssen. Ein weiterer ist die CO2-Bepreisung.“ Die Unternehmen brauchten hier Klarheit, um diese Entwicklung in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen zu können. Gleichzeitig gab der IHK-Präsident zu bedenken: „Wir wollen und können es uns nicht leisten, dass wichtige Zukunftsinvestitionen vom Standort Deutschland oder Mannheim abgezogen werden, weil die Energieversorgung nicht gewährleistet werden kann oder dass die Unternehmen, die bleiben, weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.“ Schnabel forderte daher für die Unternehmen eine realistische Alternative zur Gasversorgung.
Dr. Hansjörg Roll, Technikvorstand von MVV Energie, erläuterte in seinen Ausführungen die Gründe für die angestrebte Stilllegung des Gasverteilnetzes und zeigte die Perspektiven für die Nutzung von Wasserstoff durch die Industrie auf: „Erdgas hat in der Gebäudeheizung keine Zukunft. Auch grüner Wasserstoff stellt für das Heizen keine Alternative dar, da er zu teuer ist. Die Konsequenz aus dieser Entwicklung ist deshalb die geplante Stilllegung des Niederdruck-Gasverteilnetzes. Anders sieht es bei Industrieunternehmen aus: Hier kann Wasserstoff im Bereich Prozesswärme eine Option sein. Deshalb ist ein Austausch mit MVV Netze im Rahmen des Gasnetztransformationsplanes geplant, in dem es um die Nutzungsmöglichkeiten und den Bedarf der Unternehmen an Wasserstoff geht.“
Ralf Klöpfer, Vertriebsvorstand von MVV Energie, betonte die Notwendigkeit einer technologieoffenen Herangehensweise, um zukunftsfähige Lösungen für die Prozesswärme zu entwickeln: „Für Industrieunternehmen geht es vor allem um die Transformation der Prozesswärme. Dabei gibt es keine pauschale Lösung. Vielmehr braucht es individuelle Ansätze, die auf die jeweiligen Bedürfnisse und Prozesse der Unternehmen abgestimmt sind. Dabei empfiehlt sich ein technologieoffener Ansatz, der neben Wasserstoff beispielsweise auch Hochtemperaturwärmepumpen, Power-to-Heat-Lösungen, die Nutzung von Abwärme oder Biomasse bzw. die thermische Reststoffverwertung umfasst. Wir beraten dazu, bieten individuelle Lösungen an und setzen diese gerne gemeinsam mit unseren Kunden um.“ Im Anschluss an die Ausführungen und Fragen des Publikums standen den mehr als 30 Teilnehmenden die MVV-Vertreter für bilaterale Gespräche zur Verfügung.
Quelle: IHK Rhein-Neckar
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