Erfolgreicher lernen mit KI

12. Okt. 2025

Fragen während der Vorlesung stellen und innerhalb von Sekunden präzise Antworten erhalten oder unterwegs mit individuell abgestimmten Quizzes den Stoff wiederholen. Genau das ermöglicht das an der Technischen Universität München (TUM) gegründete Start-up OneTutor. Aktuell nutzen 30 Hochschulen das Tool. In einer Pilotphase zeigte sich, dass die Studierenden OneTutor intensiv einsetzen und bei der Prüfung eine höhere Erfolgsquote hatten als Kommilitoninnen und Kommilitonen ohne das System.

OneTutor ist ein KI-basierter Tutor, der zwei zentrale Funktionen vereint. Zum einen können Studierende während oder nach der Vorlesung Fragen zum Vorlesungsskript stellen. Der KI-Tutor antwortet auf Grundlage der im Skript enthaltenden Inhalte und reduziert dadurch die Wahrscheinlichkeit falscher Antworten etwa in Form sogenannter Halluzinationen des Sprachmodells. Zum anderen bietet eine Quizfunktion den Studierenden die Möglichkeit, den Stoff zu wiederholen und zu vertiefen. Die Lehrenden kuratieren die Quizfragen und -antworten. Darüber hinaus haben sie einen anonymisierten Einblick in die von den Studierenden gestellten Fragen und erkennen so unmittelbar, welche Themen bereits verstanden wurden und wo es noch Klärungsbedarf gibt.

„Wir wollten ein System entwickeln, das Studierenden echte Unterstützung beim Lernen bietet und gleichzeitig Lehrenden hilft, zu erkennen, wo die Studierenden noch Lücken haben und Vorlesungsinhalte noch nicht vollständig verstanden haben“, sagt Philipp Csistian, Mitgründer und Absolvent der Informatik an der TUM.

 

Hohe Nachfrage in anderen Fachbereichen und Hochschulen

 

Entstanden ist die Idee zu OneTutor in einem Praktikum, bei dem die Studierenden die Aufgabe bekamen, einen KI-Tutor in Kleingruppen zu entwickeln. Dabei lernten sich die späteren Gründer von OneTutor kennen und programmierten eine Lernhilfe, die ihren Betreuer und späteren Mitgründer Alexander Pretschner, Professor für Software und Systems Engineering, beeindruckte. Nach diesem ersten Erfolg entwickelten sie im Rahmen ihrer Masterarbeit den KI-Tutor weiter und testeten ihn in einer Vorlesung. Bereits während dieser Pilotphase zeigten andere Fachbereiche und Hochschulen Interesse, den Tutor ebenfalls einzusetzen. Im Mai dieses Jahres gründeten die fünf Studenten aus Informatik, Data Engineering and Analytics und Wirtschaftsinformatik schließlich ein eigenes Start-up. Unterstützung erhielten Sie dabei von der TUM Gründungsberatung und dem TUM Venture Lab Software & AI.

Inzwischen hat das Tool über 14.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer und wird an 30 deutschen und österreichischen Hochschulen in über 620 Vorlesungen verwendet. Insgesamt haben Studierende mehr als 245.000 Fragen an OneTutor gestellt und mehr als 400.000 Quizfragen beantwortet. Zukünftig wollen die Gründer das System nicht nur auf immer mehr Hochschulen ausweiten, sondern beispielsweise auch bei beruflichen Weiterbildungen einsetzen.

 

Begleitprojekt testet Effektivität von OneTutor

 

Erste Ergebnisse aus der Pilotphase deuten bereits darauf hin, dass Studierende OneTutor für Verständnisfragen besonders häufig während der Vorlesung verwenden. Die Quizzes werden hingegen intensiv vor und nach der Vorlesung genutzt. Bei der Prüfung hatten aktive Nutzerinnen und Nutzer außerdem eine deutlich höhere Erfolgsquote im Vergleich zu ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen, die das Tool nicht nutzten.

Um die Wirkung von OneTutor auf den Lernerfolg besser zu analysieren und zu verstehen, startete im Frühjahr dieses Jahres das dreijährige Begleitforschungsprojekt „AIffectivness in Education“ unter Federführung des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Dabei soll die Effektivität von OneTutor in rund 100 Vorlesungen an zehn Hochschulen in Bayern wissenschaftlich evaluiert werden.

„OneTutor zeigt beispielhaft, wie durch intelligente Digitalisierung konkrete Mehrwerte für Studierende und Lehrende geschaffen werden können“, sagt Alexander Pretschner. „Besonders freut mich, dass das Start-up aus einem meiner Studierendenpraktika entstanden ist.“

 

Weitere Informationen:

 

Das Innovationsökosystem mit der TUM im Mittelpunkt gilt als einer der erfolgreichsten Deeptech-Hubs in Europa. Seine besonderen Stärken sind sein starkes, vielfältiges Netzwerk und die äußerst spezifische Förderung. In Initiativen und Co-Labs arbeiten Start-ups mit etablierten Unternehmen, Fachleuten, Investorinnen und Investoren und Verwaltung an Innovationen. TUM und UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung, unterstützen Gründungsteams mit Programmen, die exakt auf die einzelnen Phasen der Gründung und die Teams zugeschnitten sind.

Auf zwölf Technologiefeldern bieten die TUM Venture Labs eine unmittelbare Anbindung an die Spitzenforschung, technische Infrastruktur und Marktexpertise. Zuletzt wurden in einem Jahr mehr als 100 Unternehmen an der TUM gegründet und mehr als 1.100 Start-up-Teams von UnternehmerTUM und den Venture Labs unterstützt. UnternehmerTUM, das mit einem eigenen Venture-Capital-Fonds investiert, wurde von der Financial Times zwei Mal zu Europas bestem Gründungszentrum gewählt.

 

Quelle: TUM

 

 

Beitragsbild: Das Team des Startup OneTutor; Foto: Andreas Heddergott/TUM.