Partner auf dem Weg zum Durchbruch

Foto: innoWerft

Der Weg zum Erfolg einer Gründung ist häufig steinig und lang. Eine gute Orientierung spart Kraft und Zeit. Zeitenvogel sprach mit Ingmar Wolff (innoWerft) über die Validierung von Geschäftsideen, intensives Training und die Besonderheiten der Gründerregion Rhein-Neckar.

ZV: Herr Wolff, was ist für Start-ups nach ihrer Gründung besonders wichtig?

IW: Start-ups benötigen in dieser frühen Phase vor allem Orientierung. Entscheidungen, die das Team in dieser Phase trifft, haben großen Einfluss auf die Ausrichtung des Start-ups, auf die Strukturierung des Unternehmens und auf alle Geschäftsabläufe bis hin zur Mitarbeitersuche. Deshalb ist es ausgesprochen wichtig, frühzeitig zu überprüfen, ob die eigene Geschäftsidee dem Kontakt mit der Realität standhält, um gegebenenfalls einen Kurswechsel vorzunehmen.

Die innoWerft hilft Start-ups bei dieser Validierung ihrer Geschäftsidee. Wir bringen junge Unternehmer nicht nur in Kontakt mit Branchenkennern und Investoren, sondern geben ihnen das methodische Rüstzeug an die Hand, um ihre Pläne überprüfen und anpassen zu können.

ZV: Also ist es für Start-ups in der Anfangsphase sinnvoll, sich einen starken Partner zu suchen, der ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht?

Workshop; Foto: innoWerft

IW: Absolut. Nur wenige Start-ups verfügen über das Wissen, das notwendig ist, um eine Geschäftsidee zu verwirklichen. Sicherlich gibt es Ausnahmen, bei denen die Gründer über ein tiefes Branchenwissen, ein großes Netzwerk und viel Know-how verfügen. Die meisten Start-ups benötigen hierfür Partner.

Es ist viel zu teuer, alles selbst herauszufinden. Zeit, nicht primär Geld, ist gerade in der Anfangsphase die eigentlich knappe Ressource. Je schneller man versteht, was relevant ist, je früher man sich klar positioniert und dies auch gekonnt kommuniziert, desto schneller ist ein Start-up selbständig erfolgreich. Mit unseren Programmen bieten wir den Start-ups genau diese Möglichkeit: Wir verkürzen die Zeitdauer bis zur Marktreife eines Produkts und einer Geschäftsidee.

ZV: Welche Programme bieten Sie an?

IW: Es lassen sich grundsätzlich zwei Programme unterscheiden: Unser eigenes „Inkubations“-Programm sowie „Up2B“, welches wir als offizieller Start-up BW Accelerator gemeinsam mit unseren Partnern aus Heidelberg und Mannheim durchführen.

Unser Inkubationsprogramm richtet sich an Start-ups, die bereits ein paar Monate unternehmerisch tätig waren. Diese Start-ups haben erste Pilotkunden, das Team ist aufgestellt. Jetzt wollen und müssen die Gründer wiederkehrende Umsätze generieren und sich klar am Markt positionieren. Hierbei unterstützen wir die Start-ups mit einem für sie maßgeschneiderten, individuellen Beratungs- und Unterstützungsprogramm.

Die Programme der innoWerft; Abbildung: innoWerft

Neben der „Inkubation“ bieten wir weitere Programme an, die wir gemeinsam mit dem Technologiepark Heidelberg, Startup Mannheim und vielen weiteren Partnern aus unserem Netzwerk organisieren. Diese Programme fassen wir unter der Überschrift „Up2B“ zusammen. Das ist ein kleines Wortspiel und drückt zum einen aus, dass es „up to you“ ist – also „viel vom Gründer abhängt“. Zum anderen deutet „2B“ darauf hin, dass wir vor allem Start-ups im Business-Bereich suchen. Mit diesen Programmen nutzen wir das Potenzial, das die Rhein-Neckar-Region mit Ihrer Vielzahl an mittelständischen sowie Großunternehmen bietet.

ZV: Eines der Programme innerhalb des Rahmenprogramms „Up2B“ ist Breakthrough. Wie verhelfen Sie den Start-ups mit Breakthrough zum entscheidenden Durchbruch?

IW: Im Breakthrough-Programm konzentrieren wir uns auf die Validierung von Geschäftsmodellen. Ob ein Geschäftsmodell funktioniert, ist keine Glaubensfrage – es lässt sich objektiv klären. Wir überprüfen und verbessern die Geschäftsmodelle mit methodischen Ansätzen, die sich beispielsweise im Silicon Valley bewährt haben. Die Start-ups durchlaufen verschiedene Zyklen, in denen iterativ bestimmte Themenbereiche – wie etwa „Kunden“ oder „Produkt“ – analysiert, überprüft und verbessert werden. Jede Woche stehen andere Aufgaben im Mittelpunkt: „Habt ihr Euch mit diesem Modell schon mal beschäftigt? Schaut Euch mal dieses Video an! Sprecht doch mal mit diesem Experten! Wisst Ihr schon, wer Eure Zulieferer und Eure Partner sind? Macht make-or-buy-Entscheidungen! So geht’s!“

Breakthrough; Abbildung: innoWerft

Breakthrough bedeutet neun Wochen intensive Arbeit. Die Teilnehmer sollten bereit sein, schnell zu lernen und sich mit 120 Prozent in ihr Start-up einzubringen. Die Teams müssen sich im Wettbewerb gegen andere Gründer durchsetzen: Wir nehmen in jeder Laufzeit circa 25 Start-ups auf. Alle drei Wochen stellen sich die Start-ups einer professionellen Jury aus erfahrenen Unternehmern, Investoren und Branchenkennern – nur ein Teil kommt in die nächste Phase. Am Ende unseres Programms haben die erfolgreichen Start-ups eine tragfähige Bestätigung dafür, dass ihr Produkt einen Markt findet.

ZV: Wer kann sich für Breakthrough bewerben und wie läuft die Bewerbung ab?

IW: Die Bewerber sollten mit ihren Start-ups bereits in irgendeiner Weise aktiv gewesen sein. Wichtige Fragen sind für uns: Hat das Team schon mit ersten Kunden gesprochen? Hat es eine bestimmte Kerntechnologie entwickelt? Hat es bereits erste Prototypen gebaut?

Anhand einer schriftlichen Bewerbung beurteilen wir das Potenzial eines Start-ups. Wichtig ist für uns zudem das persönliche Gespräch mit dem Team. Hier schauen wir uns genau an, wer die Personen sind, die das Start-up voranbringen. Es sind die Menschen hinter einem Start-up, die über den Erfolg einer Geschäftsidee entscheiden: Ein erstklassiges Team wird auch eine zweitklassige Idee zum Erfolg führen, es ist aber schwierig, eine erstklassige Idee mit einem zweitklassigen Team zu verwirklichen.

ZV: Neben Breakthrough bieten Sie das Firecamp an. Um was handelt es sich bei diesem Programm?

IW: Das Firecamp ist ein weiteres Angebot aus dem Rahmenprogramm „Up2B“. Es dauert zwar nur fünf Tage, diese fünf Tage sind dafür aber umso intensiver. In das Firecamp nehmen wir zwölf Teams auf. Diese Start-ups sollten bereits weiter fortgeschritten, aber dennoch offen für Verbesserungsvorschläge sein: So könnte das Team seine Zielgruppe zum Beispiel klar umrissen haben, aber bestimmte Kontakte in der Branche, professionelle Präsentationstechniken und eine durchdachte Preisgestaltung fehlen noch. Diese Themenbereiche werden im Firecamp mit Experten in Eins-zu-Eins-Coachings intensiv bearbeitet und eingeübt.

Besprechung im Team; Foto: innoWerft

Aus diesen fünf Tagen gehen die Start-ups mit einer Reihe von Arbeitspaketen, mit deutlich mehr Orientierung und einer klaren Sicht auf ihr Geschäftsumfeld hervor. Nach dem letztjährigen Firecamp sagte einer der Teilnehmer, dass sich sein Start-up in diesen fünf Tagen mehr entwickelt hat als im gesamten Jahr davor. So bekommt man eine Vorstellung davon, wie intensiv dieses Erlebnis ist.

ZV: Kann sich ein Start-up direkt für das Firecamp bewerben?

IW: Selbstverständlich. Zwar bauen unsere Programme – Breakthrough und Firecamp – aufeinander auf. Trotzdem ist es immer möglich, „quer“ in ein Programm einzusteigen. Wenn sich ein Start-up in einer passenden Phase befindet, ist es jederzeit willkommen. Und das Beste: Alle unsere Programme sind komplett kostenlos. Sie werden durch Fördermittel des Landes Baden-Württemberg und der EU finanziert.

Das nächste Firecamp findet vom 18. bis zum 23. Februar 2018 statt. Die Anmeldefrist ist am 4. Februar 2018. Alle Informationen haben wir auf der Firecamp-Website zusammengestellt.

Kicker; Foto: innoWerft

ZV: Eine letzte Frage: Welche besonderen Vorteile bietet der Rhein-Neckar-Raum für Start-ups?

IW: Vielen Start-ups sind die Vorteile der Rhein-Neckar-Region nicht bewusst. Die klassischen Gründungszentren – wie etwa das Silicon Valley – bieten sicherlich fantastische Möglichkeiten. Allerdings sehen sich die Gründer dort mit großen Kosten konfrontiert. Menschen in Deutschland sind immer wieder erstaunt, welche Beträge in den dortigen Finanzierungsrunden an einzelne Start-ups gehen. Aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass ein guter Entwickler in den USA bis zu 250.000 Dollar im Jahr kosten kann. So hohe Kosten haben Sie im Rhein-Neckar-Raum nicht. Auch Berlin ist sicherlich ein sehr attraktiver Standort für Start-ups. Allerdings gibt es dort nicht so viel technisches Know-how und eine vergleichbare Dichte möglicher Geschäftskunden wie in Nordbaden.

Mit unserer Plattform wollen wir diese – für Gründer sehr wichtigen – Standortfaktoren sichtbar machen. Deshalb entwickeln wir unsere Programme ständig weiter und suchen stets Partner, um uns und die von uns betreuten Start-ups noch stärker zu vernetzen. Im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe sind wir gut aufgestellt: Unsere Programme sind englischsprachig, sie stehen Gründern aus allen Ländern offen. In unserem letzten Breakthrough-Programm hatten wir zum Beispiel Teammitglieder aus Italien, Indien und den USA.

ZV: Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Ingmar Wolff

Business Development Manager

innoWerft Technologie- und Gründerzentrum Walldorf Stiftung GmbH

Robert-Bosch-Straße 49

66190 Walldorf

www.innowerft.com

ingmar.wolff@innowerft.com

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