Starthilfe für Gründer

Geld ist neben Zeit eine der wichtigsten Ressourcen für Gründer. Die Möglichkeiten einer Anschubfinanzierung sind breit gefächert. Aber was gilt es zu beachten? Zeitenvogel sprach mit Marcel Ester (Sparkasse Heidelberg) über die Vorbereitung einer Gründung, das Gründungsgespräch, und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten.

 

Voraussetzungen

 

Marcel Ester

Foto: Sparkasse Heidelberg

ZV: Herr Ester, was ist für den Erfolg einer Gründung ausschlaggebend?

ME: Für eine erfolgreiche Existenzgründung ist neben einem tragfähigen Konzept die jeweilige Unternehmerpersönlichkeit entscheidend.

ZV: Welche Eigenschaften sollte ein Unternehmer mitbringen?

ME: Hier ist natürlich als erstes die fachliche Qualifikation zu nennen. Wichtig sind aber auch bestimmte Charaktereigenschaften: Ein Unternehmer sollte ein gewisses Selbstbewusstsein mitbringen und belastbar sein. Als Gründer muss man mit Stress und Druck umgehen können, wenn man seine Pläne in die Realität umsetzen will.

ZV: Wie sollte man sich auf eine Gründung vorbereiten?

ME: Man sollte sich ausreichend Zeit nehmen um einen guten Businessplan auszuarbeiten und das Unternehmenskonzept gründlich zu prüfen. Nicht jede gute Idee setzt sich automatisch am Markt durch. Und auch nach der Gründungsphase sollte man einen Plan-Ist-Abgleich durchführen, um zu sehen, ob die Geschäftsidee wirklich umsetzungsfähig ist.

 

Businessplan und Wege in die Selbständigkeit

 

ZV: Was sollte einen guten Businessplan auszeichnen?

ME: Ein Businessplan muss keine 50 oder 100 Seiten umfassen, das ist ohnehin viel zu viel, das liest sich kaum jemand durch (lacht). Der Businessplan sollte vielmehr erkennen lassen, dass sich der Gründer mit seiner Geschäftsidee auseinandergesetzt hat, also mit dem Markt, dem Produkt, dem Marketing.

ZV: Welche Wege in die Selbständigkeit gibt es?

ME: Der klassische Weg ist die Existenzgründung aus einem Angestelltenverhältnis heraus, eventuell auch im Rahmen einer Nachfolgeregelung. Die Rechtsform spielt in diesem Zusammenhang zunächst keine Rolle. Darüber hinaus gibt es den Weg über Franchisekonzepte. Hier muss der Gründer aber extrem aufpassen, dass die Leistungen des Franchisegebers auch zu den Kosten passen, die dem Franchisenehmer entstehen. Teilbeteiligungen mit der Übernahme der Geschäftsführerfunktion sind natürlich auch möglich. So muss der Gründer kein ganzes Unternehmen übernehmen, sondern nur zum Beispiel 40 bis 60 Prozent.

ZV: Was gilt es für einen Nachfolger in einem Unternehmen zu beachten?

ME: Für einen Nachfolger ist es natürlich am besten, wenn er bereits Einblicke in das Unternehmen gewinnen konnte, das er übernehmen will. Wenn es keine klassische Übernahme aus dem Unternehmen selbst ist, macht es Sinn, sich etwa für ein halbes Jahr bis ein Jahr anstellen zu lassen. So kann man prüfen, ob die angestrebte Geschäftsführung den eigenen Vorstellungen entspricht. Außerdem gewinnt der potenzielle Nachfolger einen Einblick in die Zahlen, wie die BWAs und die Jahresabschlüsse.

ZV: Welche Beratungsleistungen bietet die Sparkasse Heidelberg den Gründern an?

ME: Wir wollen unsere Kunden vom Anfang bis zum Ende begleiten, also von der Gründung bis zur Übergabe des Unternehmens. Wir helfen bei der Erstellung des Businessplans und vermitteln Partner aus unserem Netzwerk. Natürlich unterstützen wir unsere Kunden auch beim Thema Finanzierung. Und auch bei vielen Fragen, die über diese Themen hinausgehen, können wir unseren Kunden durch spezialisierte Berater helfen, sei es hinsichtlich Payment, Versicherung oder Auslandsgeschäft.

 

Gründungsgespräch und Starthilfen

 

ZV: Wie sollte man sich auf ein Gründungsgespräch vorbereiten?

ME: Es ist sinnvoll, den Businessplan vor dem Beratungsgespräch einzureichen. So kann sich der jeweilige Bankberater auf den Termin vorbereiten und konkrete Fragen zum Unternehmenskonzept stellen. Der Gründer sollte verdeutlichen können, welche Produkte und Dienstleistungen er entwickeln will, er sollte sich mit der Konkurrenz befasst haben und erklären können, weshalb genau er am Markt Fuß fassen wird. Dafür ist auch die Kenntnis der Planzahlen unabdingbar: wie er auf die Umsatzlage kommt, wie sich seine Personalkosten zusammensetzen oder wie der Materialaufwand entsteht. Der Kunde muss aber keine Scheu vor dem Gründungsgespräch haben. Das ist kein Bewerbungsgespräch, sondern ein Austausch, um zu prüfen, ob das Konzept erfolgreich sein kann oder nicht.

ZV: Welche Starthilfen bieten Sie an?

ME: Es gibt sehr viele Möglichkeiten, eine Förderung für die eigene Gründung zu beantragen. Wir wählen zusammen mit dem Gründer das Konzept aus, das am besten zu dem jeweiligen Unternehmen passt. So kann man die Existenzgründung durch öffentliche Förderkredite unterstützen, zum Beispiel im Rahmen der Programme der L-Bank (Landeskreditbank in Baden-Württemberg). Darüber hinaus kann auch die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) oder die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg eingebunden werden.

Darüber hinaus gibt es auch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg, die junge Unternehmen gerade in der Anfangszeit unterstützt: Der Gründer muss nicht umgehend mit der Rückzahlung der Kredite beginnen, sondern kann in den ersten Jahren mit dem zur Verfügung gestellten Geld bilanzwirksam arbeiten.

ZV: Auf welchem Niveau liegen im Moment die Zinssätze?

ME: Der Zinssatz ist eine sogenannte „risikogewichtete Bepreisung“. Das heißt, der Zinssatz wird beeinflusst durch die Bonität des Gründers, die jede Bank eigenständig ermittelt, und die Sicherstellung, die ein Gründer liefert. Je mehr Sicherheiten einer Bank zur Verfügung gestellt werden, desto geringer sind Risiko und Zinssatz. Ein transparenter Kreditzins ist zum Beispiel die Startfinanzierung 80 der L-Bank. Hier liegt der Zinssatz im Moment nominal unter zwei Prozent.

 

Förderungsmöglichkeiten

 

ZV: Was ist durch diese Programme förderungsfähig?

ME: Ich würde mich soweit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass fast alles förderfähig ist, ob es nun Gewerbeeinheiten, Investitionen oder Betriebsmittel in der Anlaufphase sind. Wichtig ist aber, mit der Bank zu sprechen, bevor man das entsprechende Vorhaben umsetzt. Es sind nur Vorhaben in der Zukunft förderfähig. Wenn die Vorhaben schon begonnen wurden, ist eine Förderung durch die geschilderten Programme nicht mehr möglich. Das heißt allerdings nicht, dass wir die Gründung dann nicht mehr begleiten können. Es gibt ja auch noch beispielsweise Sparkassenkredite.

ZV: Wenn sich Bank und Gründer einig sind, müssen die Fördermittel aber noch beantragt werden?

ME: Genau. Es gilt das sogenannte Hausbankprinzip: Die Angebotserstellung für den Kunden läuft über die Hausbank als sogenanntes durchleitendes Institut. Das heißt, die Hausbank erledigt die Formalia, der Kunde unterschreibt den Antrag und die Hausbank reicht den Antrag dann bei der Förderbank ein.

 

Beteiligungskapital

 

ZV: In der Populärkultur suchen Start-ups ja immer Investoren. Hilft die Sparkasse auch bei der Suche nach Beteiligungskapital?

ME: Grundsätzlich gilt es zwischen einer Bank und einem Venture-Capital-Geber zu unterscheiden. Wir sind als Bank dazu da, den Mittelstand in der Wachstumsphase zu unterstützen. Befindet sich ein Kunde noch in der Phase einer reinen Produktentwicklung und ist die Ertragslage des Kunden noch gar nicht absehbar, macht es für diesen Kunden wenig Sinn, einen Bankkredit aufzunehmen. Sollte er nämlich in der Rückzahlungsphase des Kredits noch immer keine Umsätze und Erträge haben, wird es schwierig. Deshalb sind in den Phasen der Produktentwicklung und des ersten Markteintritts andere Gelder notwendig, als diejenigen, die die Bank zur Verfügung stellt.

So gibt es zum Beispiel die vorhin erwähnte mittelständische Beteiligungsgesellschaft oder Mikromezzanin-Kapital, das ja auch Beteiligungskapital ist. Beteiligungskapital hat aber auch einen weiteren Vorteil: Der Gründer kann mit einer Art Zubrot die Substanz des Unternehmens weiter stabilisieren. Am Anfang benötigt er nämlich viel Fremdkapital und das kann die Bilanz belasten.

ZV: Welche Bedeutung haben Gründungen und Start-ups für die Sparkasse Heidelberg?

ME: Die Sparkasse Heidelberg ist hier in der Region das größte Gründungsinstitut. Wir prüfen jedes Jahr zwischen 350 und 450 Anfragen auf Neugründung. Für uns als Bank ist dies ein wichtiger Faktor der Neukundengewinnung. Als Sparkasse haben wir aber auch einen öffentlichen Auftrag, den wir mit der Start-up-Förderung erfüllen können: Wir schaffen so Arbeitsplätze, unterstützen die regionale Wirtschaft und leben den Traum, hier in der Region einmal ein zweites Silicon Valley zu schaffen.

ZV: Welchen Schwerpunkt haben Gründungen in Heidelberg?

ME: Die Gründungskultur in Heidelberg ist recht breit gefächert. Ein großer Teil entfällt auf den Dienstleistungsbereich. Die Trends der Branche weisen in Richtung IT. Wir haben in der Region sehr starke App-Entwickler mit spannenden Konzepten, die aber oft sehr früh sehr viel Geld benötigen. Ein weiterer wichtiger Bereich sind die Unternehmensübergaben, die aufgrund des demographischen Wandels sehr stark zunehmen.

ZV: Wie kamen Sie zur Gründungsberatung der Sparkasse?

ME: Die Gründungsberatung gibt es bereits seit zwölf Jahren. Bis 2010 absolvierte ich im Rahmen meiner Tätigkeit bei der Sparkasse Heidelberg ein duales Studium. Damals wurde ich auf die Existenzberatung aufmerksam: In der Zeitung stand der Slogan: „Gründungsfinanzierer Nummer Eins der Region“. Das fand ich sehr spannend. Als dann eine Stelle frei wurde, habe ich mich drauf beworben und bin seitdem in der Gründungsabteilung tätig.

ZV: Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Marcel Ester B.A.

Sparkasse Heidelberg

Existenzgründungsberatung

Kurfürstenanlage 10-12

69115 Heidelberg

Marcel.Ester@sparkasse-heidelberg.de

www.sparkasse-heidelberg.de

 

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