Jamaika und die Energie

Die Verfügbarkeit von Energie und die Verfügbarkeit der für eine Energiewende unabdingbaren Rohstoffe scheinen den Spielraum einer künftigen Regierung auf enge Bahnen zu beschränken.

Kohle

In den Verhandlungsrunden, die zu einer Jamaika-Koalition führen sollen, ist insbesondere umstritten, eine welch große Rolle Kohlekraftwerke in einer künftigen deutschen Energiepolitik spielen sollen. Die Grünen fordern die Stilllegung von 20 Meilern, das Umweltbundesamt will nur die Abschaltung von zehn Kraftwerken. Ein Papier aus dem Wirtschaftsministerium stellt fest, dass sich die Stromversorgung durch die Abschaltung von Kohlemeilern sogar stabilisieren würde. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich äußerte sich hingegen besorgt um die Braunkohleindustrie Sachsens. Umweltschutzorganisationen forderten von Merkel und den potenziellen Koalitionären die Ankündigung konkreter Ziele zum Klimaschutz.

Die Zeichen der Zeit

Die Zeichen der Zeit sind nicht eindeutig, wie das Beispiel RWE zeigt: Der Konzern steigerte seinen Gewinn, zugleich errang jedoch ein peruanischer Bauer gegen RWE vor dem Oberlandesgericht Hamm einen Teilerfolg: Er macht den Energiekonzern für den Klimawandel mitverantwortlich. Die Nachfrage nach Öl scheint bislang ungebrochen: Autos verbrauchen zwar weniger, LKWs, Flugzeuge und petrochemische Industrieanlagen allerdings umso mehr Öl. Zugleich gerät die Windenergiebranche und mit ihnen manche der Windanlagenbauer in Schwierigkeiten.

Die Meinung der Deutschen

Das richtige Vorgehen bei der Energiewende bleibt in Deutschland umstritten. Laut einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) befürworten fast 90 Prozent der Deutschen den grundsätzlichen Wechsel zu erneuerbaren Energien, der Ausstieg aus der Kohle fällt allerdings nicht mehr so deutlich aus. Eine neue Umfrage von Emnid ergab hingegen, dass 76% der Deutschen ein Ende der Kohleverstromung wollen. Noch weniger Deutsche können sich laut der RWI-IASS-Studie eindeutig für Windkraftanlagen auf See und insbesondere an Land erwärmen. Für zwei Drittel der Deutschen ist die Energiewende zu teuer.

Pläne

Die Politik scheint sich einig, die Ökostromförderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu reformieren, den Ausbau der Speichertechnologien (Batterien, Power-to-Gas) anzugehen, den Emissionshandel zu stärken sowie den Verkehr effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.

Lithium und Kobalt

Gerade für die aufkommende Elektromobilität sind jedoch zwei begehrte Rohstoffe notwendig: Lithium und Kobalt. Lithium boomt: Kürzlich stieg der chinesische Solarkonzern GCL bei dem Lithium-Explorer Millennial Lithium ein, auch im Erzgebirge wird der Abbau von Lithium geplant. Kobalt geriet in die Kritik, sein Abbau würde Kinderarbeit fördern. Trotz neuer Technologien, die den Kobaltanteil in modernen Akkus erheblich reduzieren, wird der Bedarf an dem Rohstoff wohl zunächst noch zunehmen bis diese Technologien marktreif sind. Wie der BASF-Manager Hartmann F. Leube im Gespräch mit der Wirtschaftswoche deutlich machte, würde man zurzeit für 30 Millionen Elektroautos ungefähr 300.000 Tonnen Kobalt benötigen.

Kosten und Perspektiven

Licht ins Dunkel der Zahlen kann eine gemeinsame Studie der drei Wissenschaftsakademien Leopoldina, Acatech und Union bringen. Die Studie beziffert nicht nur die Kosten einer deutschen Wirtschaft ohne Kohlenstoffemissionen, sondern bietet auch Vorschläge um den Weg zur Energiewende einfacher bewältigen zu können. Von großer Wichtigkeit seien neben dem Ausbau von Kurz- und Langzeitspeichern auch flexible Stromnutzungsmodelle zum Ausgleich volatiler Stromerzeugung.

Lesen Sie zur Thematik der Energiewende auch das Interview mit Wolfgang Krauss.

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