Mobilität 4.0

Heidelberg ist Deutschlands Pendlerhauptstadt. Die schwierige Verkehrssituation prägt die Diskussionen der städtischen Politik. Lösungen können jedoch nur unter Einbeziehung der regionalen Pendler- und Verkehrsflüsse gelingen. Es sind nicht nur infrastrukturelle Maßnahmen gefragt, sondern auch neue Formen der Mobilität.

Am gestrigen Dienstag (8.5.2018) lud der Verein URBAN INNOVATION – STADT NEU DENKEN! e.V. zur Podiumsdiskussion „Mobilität 4.0 – Verkehrsströme in der Region neu denken! ” in das Urban Innovation Center Heidelberg.

Albrecht Kern (URBAN INNOVATION) skizierte eingangs drei Arenen, auf denen das Thema „Verkehr“ in der städtischen Diskussion bespielt werde: „Stadt“ sei durch vielfältige Versuche geprägt, den Verkehrsfluss in und nach Heidelberg besser zu leiten und zugleich die Bürger zu beteiligen. Die „Region“ wirke vor allem über die Pendlerströme („Pendlerhauptstadt Heidelberg“) auf die städtischen Diskussionen ein. „Ziele“ seien vielfältig und umstritten. Kern betonte aber drei Ziele, die auf breiteren Konsens bauen könnten: mehr Personen zum Umstieg auf Bahnen und Fahrrad zu bewegen, das Denken in (städtischen) Außengrenzen aufzugeben und nicht das anzustreben, was machbar sei, sondern das, was notwendig sei.

In der folgenden Podiumsdiskussion unter Leitung von Christina West (URBAN INNOVATION) betonte Jürgen Odszuck (EB Heidelberg) die Notwendigkeit, zunächst eine verlässliche Datengrundlage für ein tragfähiges, neues Verkehrskonzept für Heidelberg zu schaffen. Verkehrsplanung habe vor allem der Klärung lokalpolitischer Entscheidungen dienen. Wichtige Ziele der kommunalen Verkehrspolitik sollten auch energetische Fragen und die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger sein. Jedes Verkehrsmittel habe seine Berechtigung, Fortbewegung müsse auf vielen Wegen stattfinden. Wer wisse schon, wie der Autoverkehr in 20 Jahren aussehe? Auch dies müsse man in Erwägung ziehen, bevor man auf komplette Autofreiheit setze.

Odzuck ging auch auf die drängende Verkehrsproblematik im Neuenheimer Feld ein. Die Verkehrsbelastung müsse gerade dort reduziert werden. Der geplante Fahrradschnellweg mit Brücke sei eine gute Idee und eine große Chance.

Der Verkehrsexperte Heiner Monheim forderte die Bundespolitik auf, die Kommunen in Verkehrsfragen stärker finanziell zu unterstützen. Nur so könnten Städte und Gemeinden die einzigartige Breite ihrer innovativen Lösungsvorschläge für Verkehrsprobleme auch verwirklichen. Zentrale Elemente einer nachhaltigen Verkehrswende seien intelligente Verkehrswege und das Anziehen von Stellschrauben im Vertrauen auf die Gestaltbarkeit der Verhältnisse: „Verkehr fällt nicht vom Himmel“.

Auch Monheim betonte das Potenzial von Flussquerungen – seien es Brücken in Fertigbauweise, seien es Seilbahnen – zur raschen Verbesserung der innerstädtischen Mobilität. Wichtig sei aber gerade mit Blick auf das Neuenheimer Feld, das Modell des betrieblichen Mobilitätsmanagements auch auf die Universität anzuwenden.

Volkhard Malik (Geschäftsführer der Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH) war vor allem bei den Perspektiven des ÖPNV gefragt. Die für die Kommunen überraschende Initiative der Bundespolitik für einen kostenlosen ÖPNV werde zunächst nicht weiterverfolgt. Erfolgversprechender sei das Fahrradsystem „CampusRad“ von VRNnextbik, das insbesondere dem Bedürfnis der Studierenden nach Multimodalität entgegenkomme.

Malik betonte zum einen die großen Vorteile eines Masterplan-Verfahrens. Hier könnten viele Lösungsansätze diskutiert werden. Schwierig werde es dann aber bei der Beschlussfassung, obwohl gerade hier Eile geboten sei: Wer garantiere, dass die finanziellen Spielräume zur Einführung einer innovativen Verkehrspolitik auch noch in fünf oder gar zehn Jahren bestünden?

Die digitale Transformation biete gerade für den VRN große Chancen. Ein auf absehbare Zeit erreichbares Ziel sei der Ausbau der VRN-App zu einer Mobilitätszentrale, über die sich eine Vielzahl an Verkehrsmitteln buchen und bezahlen ließen.

 

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