Stadt, Land, Fluss

Am 2. März 2018 fand im Congress Center Rosengarten in Mannheim das durch die Union Europäischer Industrie- und Handelskammern (UECC) und die IHK-Rhein-Neckar organisierte Europäische Wirtschaftsforum Verkehr mit dem Thema „Öffnung oder Abschottung? Gütertransport in Europa zwischen freier Fahrt und neuem Protektionismus“ statt. Der Gegenstand der Tagung gewann durch die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, Schutzzölle auf Stahl und Aluminium zu erheben tagesaktuelle Relevanz.

Die Bedeutung der Mannheimer Akte

In ihrer gemeinsamen Einführung verdeutlichten Manfred Schnabel (Präsident der IHK Rhein-Neckar) und Dr. Christoph Juen (Präsident der UECC) die große Bedeutung der Mannheimer Akte von 1868 für eine liberalisierte Rheinschifffahrt, die wiederum als ein Vorbild für den grenzenlosen europäischen Binnenmarkt gelten könne. Bei aller Freude über das Jubiläum müssten jedoch auch weiterhin bestehende nicht-tarifäre Handelshemmnisse angegangen werden. Ebenso dürfe – trotz aller berechtigten Konzentration auf die Digitalisierungsprozesse in der Wirtschaft – das materielle Substrat des Handels nicht vergessen werden: eine einwandfreie Verkehrsinfrastruktur.

Dr. Peter Kurz (Oberbürgermeister der Stadt Mannheim) spannte in seinem Grußwort einen weiten Bogen über den Verkehrsknotenpunkt Mannheim – von der Mannheimer Akte bis zu Mannheim als einem Endpunkt der neuen Seidenstraße. Dr. Kurz wies aber auch auf die wachsenden Akzeptanzprobleme des Verkehrs im konkreten Raum hin und stellte die Frage einer möglichen Entkoppelung der Entwicklung von Verkehr und Wirtschaft durch die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft.

Den Schienenverkehr stärken

Winfried Hermann (MdL, Minister für Verkehr Baden-Württemberg) verdeutlichte in seinem Vortrag „Güterverkehr der Zukunft am Beispiel der Rheinachse“, dass der Güterverkehr im Rheinkorridor trotz der bereits erreichten Belastung künftig noch leistungsfähiger werden müsse. Es stelle sich deshalb die Frage, mit welcher Infrastruktur der Güterverkehr effizienter und klimaverträglicher organisiert werden könne.

Gerade im deutschen schienengebundenen Güterverkehr sieht Hermann einen erheblichen Modernisierungsbedarf hinsichtlich einer weiteren Elektrifizierung der verbliebenen nicht-elektrifizierten Strecken, einer Verbesserung der Kommunikationswege und einer stärkeren Einbindung der Nebenstrecken. Auch die Rahmenbedingungen müssten sich verbessern, etwa durch neue Mautmodelle oder anderes gestaffelte Trassenpreise. Hermann warf ebenso einen Blick auf die jüngeren Entwicklungen des Städtebaus: Ein leistungsfähiger und umweltverträglicher Güterverkehr auf Schiene und Fluss bedinge auch, die Umwidmung von Güterbahnhöfen und Hafengebieten in Wohnbereiche zu überdenken. Notwendig sei vielmehr deren Ausbau zu leistungsfähigen Terminals.

Freie Fahrt

Dr. Christian Moser (Geschäftsführer Moser Transport Ges.m.b.H., Stockerau/Österreich) betonte in seinem Beitrag „Freie Fahrt für Güter? Neue Herausforderungen für Unternehmen in Europa“ die große Bedeutung der europäischen Einigung für einen intensivierten europäischen Handel und Güterverkehr, kritisierte aber auch die überbordende europäische Regulierung der letzten Jahre.

Bruno Georges (Generalsekretär der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt) zeigte in seinem historisch tief gründenden Vortrag „Wirtschaftliche Erfolge der Rheinschifffahrt – Von den Anfängen der Mannheimer Akte bis heute“, wie die liberalisierte Rheinschifffahrt als Fundament für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und Europas dienen konnte. Aber auch die Gegenwart nahm Georges in den Blick: Heute nähme sowohl die Bedeutung der Containerschifffahrt als auch der Transportumfang von Biomasse auf dem Rhein zu.

Abschließend diskutierten Dr. Andreas Backhaus (Senior Vice President, Europ. Site Logistics Operations BASF SE), Konrad Fischer, Geschäftsführer (Contargo GmbH & Co. KG, Mannheim), Roland Hörner (Präsident des Europäischen Verbands der Binnenhäfen), Dr. Christian Moser (Geschäftsführer Moser Transport Ges.m.b.H., Stockerau/Österreich) und Werner Schreiner (Präsident der Deutsch-Franz.-Schweiz. Oberrheinkonferenz) über die Perspektiven des Güterverkehrs.

Durch die Veranstaltung führte stets souverän den roten Faden wahrend die Moderation von Michael Brocker (punkt um Journalistenbüro und WDR-Moderator).

Beitragsbild: pixabay.com