Ein Institut für Gründer

Foto: SRH Gründer-Institut Heidelberg

Für Studierende ist es nicht immer einfach, bereits während des Studiums ihre Idee für ein Start-up zu verfolgen. Am SRH-Gründer-Institut ist das anders. Zeitenvogel sprach mit Felix Kirschstein über das Gründer-Institut, die Start-up-Region Rhein-Neckar und gelungene Gründungen.

ZV: Herr Kirschstein, was ist die SRH?

FK: Die SRH ist ein Anbieter von Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen. Sie betreut bundesweit private Hochschulen, Bildungszentren, Schulen und Krankenhäuser. Im bildungswissenschaftlichen Bereich ist zum Beispiel die SHR Hochschule Heidelberg eine von zehn Hochschulen der SRH.

ZV: Was ist das SRH Gründer-Institut?

FK: Das Gründer-Institut ist ein Institut der SRH Hochschule Heidelberg. Wie der Name bereits vermuten lässt, ist unsere Hauptaufgabe die Unterstützung von Studierenden und jungen Gründern bei der Verwirklichung von Geschäftsideen. Man könnte sagen, das Gründer-Institut ist der Start-up-Inkubator unserer gründerfreundlichen SRH Hochschule Heidelberg.

Das Konzept des Gründer-Instituts ruht auf vier Säulen: Die erste Säule ist die Entrepreneurship Education, also zum Beispiel Lehrveranstaltungen zum Entrepreneurship oder zum Projektmanagement sowie zur Geschäftsmodellierung. Die zweite Säule ist die Unterstützung von Projektteams und Start-ups. Wenn Studierende eine Geschäftsidee aus einer Lehrveranstaltung verwirklichen wollen, prüfen wir diese Idee im Rahmen eines Projekts gemeinsam mit den Studierenden auf das Potenzial einer entsprechenden Gründung am Markt – Ziel ist der Proof of Concept im Sinne von Kunden-Zusagen und Umsatzgenerierungen. Wird das Potential der Idee durch die Marktvalidierung bestätigt, unterstützen wir die Studierenden dann auch nach der Gründung.

Die dritte Säule ist der Netzwerkaufbau und die Netzwerkpflege. Es ist enorm wichtig, ein vielseitiges und belastbares Netzwerk zu haben. Wenn uns Gründer nach Hilfe fragen, können wir ihnen auch Partner aus unserem Netzwerk vermitteln, etwa andere Start-ups oder Alumni. Oder wir suchen im Netzwerk des Netzwerkes. Dort finden wir eigentlich zu jedem Thema einen Experten. Die vierte Säule sind Projekte mit Externen. Das Gründer-Institut hat in den letzten Jahren eine breite Palette an methodischer Expertise aufgebaut. Wir helfen Unternehmen, die uns als Workshop-Coaches engagieren können. Wir können so auch weitere Brücken bauen von den Start-ups zu den Unternehmen. Im Idealfall ergibt sich so eine Win-Win-Situation: Ein Unternehmen sucht nach Innovationen und Inspirationen, die Start-ups profitieren von den Ressourcen und der strukturellen Erfahrung eines etablierten Unternehmens. Unsere vier Säulen waren wohl grundlegend für unseren Erfolg in den letzten Jahren.

ZV: Mit welchen Institutionen und Unternehmen kooperieren Sie?

FK: Wir sind stolz auf unsere Verwurzelung in der Metropolregion Rhein-Neckar. Auf institutioneller Ebene freuen wir uns über den guten Austausch in Heidelberg – wir sind Teil der Heidelberg Startup Partners. In Mannheim kooperieren wir mit den Mannheimer Gründerzentren. In Wiesloch-Walldorf ist die InnoWerft ein von uns sehr geschätzter Partner im Netzwerk. Ebenso freuen wir uns sehr, SAP als Partner zu haben. Viele unserer Alumni wurden und werden Mitarbeiter und Führungskräfte bei SAP und somit haben wir einen sehr regen Austausch. Wir kooperieren zum Beispiel auch sehr gerne mit GreenCycle, dem Recycling Experten der Schwarz Gruppe, ein innovatives Unternehmen, das Anregungen von außen aufnimmt und mit der Zusammenarbeit Win-Win-Situationen schafft.

ZV: Welche Förderung können Gründer bei ihnen in Anspruch nehmen?

FK: Wir bieten Studierenden und Gründern unsere Expertise: Wie funktioniert Projektmanagement? Wie geht man die Umsetzung einer Geschäftsidee am besten an? Ein ganz, ganz wichtiger Punkt ist der Zugang zum Netzwerk. In verschiedensten Bereichen haben wir Teams und Fachleute, die bereits viel Erfahrungen sammeln konnten und diese nun an unsere neuen Start-ups weitergeben. Besonders stolz sind wir auf unsere Projekte im Gastro- und Foodbereich, die wir begleiten durften und die jetzt sehr erfolgreich am Markt sind. Als Beispiel kann hier MY HEART BEATS VEGAN dienen oder die Weine von den Spürnasen. Sehr spannend ist zum Beispiel das gastronomische Konzept von Sindbad. Es widmet sich der orientalischen Küche, hat aber auch eine soziale Komponente: Integration und Verständigung zwischen den Kulturen.  Ein weiteres Beispiel ist das durch das EXIST-Gründerstipendium geförderte Tech-Startup tye. In der letzten Woche hat tye, der Personal Assistant für CRM Pflege, einen starken dritten Platz beim dreimonatigen Up2B breakthrough Accelerator-Programm erreicht.

Foto: SRH Gründer-Institut Heidelberg

Ein weiterer wichtiger Punkt unserer Förderung ist es, im Gründer-Institut eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Deshalb bieten wir auch Arbeitsplätze für Studierende an. Als Studierender an der SRH Hochschule Heidelberg hat man die Möglichkeit, sich auf einen Praktikumsplatz im Gründer-Institut zu bewerben. Mit einer Zusage können sich die Studierenden und ihr Team 24/7 und ohne zusätzliche Kosten komplett der eigenen Geschäftsidee zu widmen. Darüber hinaus können Studierende mit einem Thema aus dem Bereich des Entrepreneurship ihre Bachelor- oder Master-Thesis am Gründer-Institut anfertigen.

Die Studierenden unserer Hochschule haben ebenso die Möglichkeit, hier im Gründer-Institut für nur 50 Euro pro Monat einen flexiblen Arbeitsplatz in unserem Gründer-Lab zu nutzen. Wenn man sich in einem späteren Stadium dann im Haupt- oder Teilerwerb einer Geschäftsidee widmen will, gibt es bei uns die Möglichkeit, in unseren Coworking-Offices feste Arbeitsplätze zu mieten. Für SRH-Studierende und SRH-Alumni liegt die Nutzungsgebühr bei 150 Euro pro Monat, inklusive Internet und Verbrauchsmaterialien. Dieses Angebot bieten wir auch für externe Gründer für 300 Euro pro Person an. So können wir auch den Austausch mit anderen SRH-externen Projekten fördern und so unser Öko-System erweitern.

ZV: Und welche Stipendien können Start-ups bei Ihnen in Anspruch nehmen?

FK: Ein sehr wichtiges Programm ist das EXIST Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Zentral für eine erfolgreiche Stipendienbewerbung ist ein Ideenpapier, ein schlanker Businessplan. Wir unterstützen die Studierenden bei dessen Konzeption und sind sehr glücklich, dass bereits einige unserer studentischen Projekte dieses Stipendium erhalten haben.

ZV: Was ist Ihrer Meinung nach in Deutschland bei der Start-up-Förderung noch nötig?

FK: Wir haben dankenswerterweise gerade hier im Rhein-Neckar-Raum bereits eine von Tag zu Tag lebendiger werdende Gründerszene. Ich persönlich würde mir für Deutschland aber eine noch größere Begeisterung für Gründungen wünschen. Es müsste noch geläufiger werden, dass man nach dem Studium nicht nur einen Weg in ein etabliertes Unternehmen einschlagen kann, sondern auch aus einer Idee heraus eine eigene Unternehmung entwickeln kann. Jungen Gründern müsste mitunter mehr Gehör geschenkt und auch mehr Unterstützung zuteilwerden.

Auch müsste manchmal eine größere Risikobereitschaft da sein. Es darf nicht vergessen werden, dass jedes Risiko ja ein Potenzial, eine Möglichkeit, darstellt. In Deutschland gibt es eine gute soziale Absicherung und gerade mit diesem Wissen im Hintergrund könnte man doch im Unternehmerischen manchmal mehr riskieren. In den USA ist dies aus meiner eigenen Erfahrung anders: weniger Absicherung, aber mehr Risikobereitschaft. Schließlich noch ein ganz wichtiger Punkt: Nicht nur der monetäre Erfolg im Sinne der Gewinnmaximierung ist für ein gelungenes Start-up wichtig, sondern auch der Aspekt der Selbstverwirklichung, dass die eigene berufliche Tätigkeit Freude bereitet und dass man liebt, was einem Spaß macht. Eine solche Freude lässt sich oftmals gar nicht in Geld aufwiegen.

ZV: Was sind die wichtigsten Eigenschaften eines Gründers?

FK: Die wichtigste Eigenschaft ist wohl die Entscheidungsfreude: Gründer müssen Entscheidungen häufig schnell treffen. Ein Gründer muss sich deshalb auch mehr in der Rolle eines Generalisten sehen denn als Experte: Man benötigt häufig eine gute Lösung heute und nicht eine sehr gute Lösung morgen. Man muss deshalb gut beurteilen und einschätzen können. Gerade in Start-ups sind diese Fähigkeiten wichtig, da man hier zu Beginn Entscheidungen in den verschiedensten Gebieten treffen muss, wie etwa Personal, Einkauf, Produktion, Marketing und Verkauf. Sicherlich kann man sich aber Rat holen und sich zum Beispiel überlegen, wer im eigenen Netzwerk mit Rat und Tat helfen kann. Wichtig ist ebenso, dass man seine Entscheidungen zwar reflektiert, dass man aber nicht zu viel zurückschaut und niemals denkt: „Was wäre gewesen, wenn ich anders entschieden hätte?“. Man hat sich so entschieden und schreitet nun weiter voran.

ZV: Wer ist personell gesehen das Gründer-Institut?

FK: Das Kernteam des Gründer-Instituts besteht aus vier Mitgliedern: erstens Rüdiger Fischer, der Leiter des Instituts und Professor für Entrepreneurship an unserer Hochschule, dann zweitens ich, Felix Kirschstein, als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Gründer-Instituts, drittens Mareike Rimmler als Teamassistenz und viertens als erfahrener strategischer Berater Bernhard Küppers. Wir sind aber nur der Kern, das Gründer-Institut sind darüber hinaus auch die verschiedenen Start-ups, die Studierenden, ja im Prinzip jeder Experte, der bereit ist, sich mit den Gründern und mit den Teams auszutauschen.

ZV: Wie kamen Sie zum Gründer-Institut?

FK: Nach meinem Bachelor arbeitete ich bei einem Start-up für Faserverbundwerkstoffe und Fertigungsprozesse in Leonberg. Das war eine aufregende Zeit im Vertriebsteam, jeder musste gleichsam als Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau bei allen möglichen Aufgaben, dort „wo es brannte“, mit anpacken. Durch die vielen Anregungen, die ich dort empfangen habe, entschloss ich mich, meinen Master an der SRH Heidelberg im Studiengang Internationales Mittelstandsmanagement zu absolvieren. Während eines Auslandssemesters in Südkorea kam ich dann noch intensiver mit dem Thema Entrepreneurship in Kontakt. Ich habe mich entschieden, in diesem Bereich zum Thema Informelles Risikokapital meine Abschlussarbeit zu schreiben und konnte Professor Fischer als Mentor gewinnen. Im Rahmen dieser Arbeit schrieb ich auch einen Leitfaden darüber, was Start-ups beachten müssen um Business Angels für die eigene Idee zu begeistern. Im Anschluss an meinen Master fragte mich Professor Fischer, ob ich mir vorstellen könnte, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Gründer-Institut zu werden. Die vielfältige Arbeit hier macht mir sehr viel Freude und ich sehe ganz klar meine Zukunft in diesem spannenden Bereich: So ist eines meiner großen nächsten Ziele die Promotion, sehr gerne im Entrepreneurship unterstützenden Bereich Design Thinking.

ZV: Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Felix Kirschstein

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Gründer-Institut

Kurfürsten-Anlage 52

69115 Heidelberg

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felix.kirschstein@hochschule-heidelberg.de

Beitragsbild: SRH Gründer-Institut Heidelberg